Kochen – mehr als eine Notwendigkeit
Wie werden Spätzle gemacht? Was sind Muskatnüsse? Und wie sieht eigentlich ein Kohlrabi aus? Gutes Essen und gesunde Lebensmittel stehen für Lebensqualität. Doch viele Kinder sind bei solchen Fragen ratlos. Für eine nachhaltige Ernährungsbildung setzt sich deshalb das Projekt Europa-Miniköche ein.
Quelle: Colourbox
Jürgen Mädger begeistert seit über 25 Jahren Kinder fürs Kochen. Angefangen hat alles 1989, als der Gastronom und Unternehmer ein Ferienprogramm mit Kochkurs veranstaltete. Daraus entstand das gemeinnützige Projekt, an dem inzwischen über 15.000 Kinder in Deutschland, Österreich, Frankreich, Finnland und der Schweiz teilgenommen haben. Das Angebot richtet sich an zehn- und elfjährige Kinder. Über einen Zeitraum von zwei Jahren lernen die Teilnehmer gegen einen Unkostenbeitrag, wie Lebensmittel wachsen, zubereitet, angerichtet und mit Freude genossen werden. Ganz nebenbei sensibilisiert der Kurs für die Natur und die Bedeutung einer intakten Umwelt.
Besuch auf dem Wochenmarkt
Unterstützt wird Mädger von Gastronomen aus den Regionen und von Ernährungswissenschaftlern. Einmal pro Monat treffen sich die Kinder, ausgestattet mit professioneller Kochkleidung, also Kochjacke, Halstuch, Schürze und Kappe und einer eigenen Kochausrüstung. Sie lernen nicht nur Theorie, Vorbereitung, Kochen, Vorlegen, Eindecken und Servieren, sondern besuchen gemeinsam biologisch geführte landwirtschaftliche Betriebe und gehen auf den Markt, in Metzgereien und Bäckereien. Für manche Kinder ist das eine Premiere, wenn die Eltern vorher nur in Supermärkten eingekauft haben. Jede Gruppe hat außerdem einen eigenen Garten, in dem die Kinder selbst heimische Obst- und Gemüsesorten anbauen und ernten.
Das Kulturgut Essen und Trinken
Ihr Wissen tragen die Kinder auch in ihre Familien – für Jürgen Mädger ein wichtiger Nebeneffekt. Eltern und Geschwister profitieren davon, wenn die Miniköche das Gelernte zuhause ausprobieren wollen. Neben Wissen und Handwerk geht es Mädger auch um die Bedeutung des Kochens. Für ihn ist es nicht nur eine Notwendigkeit, um satt zu werden. Kochen heißt für ihn auch, etwas zu schaffen, Neues auszuprobieren und den Geschmack zu entwickeln und kennenzulernen – also das "gesamte Erleben rund um das Kulturgut Essen und Trinken". Diese Erkenntnisse und Erfolgserlebnisse sind Jürgen Mädgers Rezept für Lebensqualität. Dazu trägt die zweijährige Dauer des Programms bei. Denn es geht auch ums Dranbleiben: "Steck‘ was in den Boden, kümmere dich drum, koch‘ was Tolles – und dann iss es gemeinsam mit der Familie". Diese Mühe ist ein positiver Wert: "Wenn es gelingt, Kindern durch das Kochen diesen Weg zu eröffnen, dann hat sich die Arbeit schon gelohnt", so Mädger.
Zu mehr Lebensqualität bei Kindern tragen die Miniköche auch noch auf einer weiteren Ebene bei: durch Benefizaktionen, bei denen z. B. bis zu 150 Kinder für einen Empfang beim Bundespräsidenten kochen. Das eingenommene Geld spendet die gemeinnützige Organisation regelmäßig für notleidende Kinder.
Mehr Informationen unter: www.minikoeche.eu
Kommentare: 1
Ich finde es sehr wichtig, als Familie mindestens einmal am Tag eine gemeinsame Mahlzeit einzunehmen. Gesund essen kann so einfach und spannend zugleich sein.
Leider ist das heute bei vielen Familien aus der Mode gekommen. (Halb)-Fertiggerichte aus der Packung sind "ruck zuck" fertig, machen aber leider auch übergewichtig und sind teuer. Pizza und Burger-Lieferdienste sind dank Apps immer und überall verfügbar. Zudem dass es erheblich teurer ist, wird auch noch massenhaft Müll produziert.
Aber genau das lernen die Kinder, wenn Eltern mit 3 x wischen die Pizza bestellen, weil man nach dem 10 Stunden Job kein Bock mehr hat zu kochen. Hier fängt doch alles an. In vielen Familien müssen beide Eltern Vollzeit arbeiten, um alle Wünsche zu befriedigen. Bleibt da noch Zeit für Einkaufen und Kochen mit den Kindern? Meistens nein.
Deshalb finde ich die Initiative Miniköche sehr gut und ein gutes Wissen über eine sinnvolle Ernährung kann gar nicht früh genug beginnen.