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Biete Studentenzimmer, suche Hilfe im Garten

Yoonmi K., koreanische Jura-Studentin aus Münster, zahlt 30 Euro Nebenkosten im Monat - ansonsten wohnt sie mietfrei. Dafür hilft sie ihrer Vermieterin Christel B. regelmäßig im Garten. Zusammengebracht hat die beiden die Initiative "Wohnen für Hilfe".

Veröffentlicht:14.10.2015 Kommentare: 13

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Von ihrer Enkelin wusste Christel B., dass viele Studierende Probleme bei der Wohnungssuche haben. Wohnheimzimmer sind oft knapp, bezahlbare Wohnungen kaum zu finden. Christel B. wohnte allein in ihrem Haus, das neben leeren Zimmern auch zwei Badezimmer hat. Das gab den Ausschlag. Im Kirchenblatt entdeckte sie Informationen über "Wohnen für Hilfe". Christel B. nahm Kontakt auf und schon bald zog Yoonmi K. ein – "mit Sack und Pack", wie sich Christel B. erinnert, "und dabei ist das Zimmer ja nur so klein!"

Auf zehn Quadratmetern hat es sich Yoonmi K. gemütlich gemacht. Oft sitzt sie aber auch in der großen Wohnküche, wo sie das WLAN der Nachbarn nutzen kann. Manchmal kocht Yoonmi K. koreanisch. "Dann riecht es erstmal komisch", schmunzelt Christel B., "aber ich darf immer probieren."

Zehn Stunden Einsatz im Garten

Yoonmi K. ist seit zweieinhalb Jahren in Deutschland und promoviert in Rechtswissenschaften. Für ihr zehn Quadratmeter großes Zimmer leistet die Studentin zehn Stunden Hilfe im Monat: Gartenarbeit, Moos von der Terrasse entfernen und andere Arbeiten, die kniend oder gebückt erledigt werden müssen.

Yoonmi K., die ihr Studium mit einem Stipendium finanziert, kann viel sparen. "Woanders würde ich mindestens 200 Euro Miete bezahlen. So kann ich mehr Bücher kaufen und dadurch besser arbeiten", sagt die Studentin, "das verbessert mein Leben ganz eindeutig." Zum Beispiel hat die gebürtig aus Seoul in Südkorea stammende Yoonmi ihre Schwester zu einem Urlaub nach Deutschland einladen können. "Ich hatte nie gedacht, dass ich mir das leisten könnte."

"Eine helle Freude"

Die Zielgruppen von "Wohnen für Hilfe" sind einerseits vor allem alleinstehende ältere Damen, andererseits Studierende. Etwa die Hälfte von ihnen hat einen Migrationshintergrund. "Wir bevorzugen bei der Vermittlung diese Gruppe, weil sie es in der Regel besonders schwer hat", erläutert Erwin Stroot. Er und seine Frau Ursula sind seit fünf Jahren die Schnittstelle für Wohnungssuchende und Wohnungsgebende in Münster. Christel B. und Yoonmi K. sind das 136. Tandem, das die Stroots vermittelt haben. Sie besuchen potenzielle Wohnungsanbieter, bearbeiten Bewerbungen von Wohnungssuchenden und organisieren das Vorstellungsgespräch. Anschließend bringen sie die Parteien zusammen. Wenn die Chemie stimmt, helfen sie beim Vertragsabschluss und begleiten die nun entstandene Wohnpartnerschaft – alles ehrenamtlich: "Es ist zum einen eine sinnvolle Aufgabe, zum anderen eine helle Freude, wenn ich zwei Menschen gleichzeitig helfen kann", erzählt Erwin Stroot.

Fern von zu Hause – aber nicht ganz allein

Yoonmi K. sagt, dass sie ihre Vermieterin immer alles fragen kann. „Oft kann sie Probleme ganz einfach lösen." Gerade für ausländische Studierende hat das Wohnkonzept den entscheidenden Vorteil, dass ältere Menschen oft geduldig und großzügig sind, sagt Yoonmi. "Ich lebe zum ersten Mal allein, und das im Ausland. Bei Frau B. habe ich viel weniger Angst vor dem ausländischen Leben."

Das liegt vielleicht auch am gemeinsamen Hobby. Bei ihrem ersten Kennenlernen stellten die beiden Frauen fest, dass sie beide gern handarbeiten. "Mittwochs gehen wir oft zusammen in die Kirchengemeinde basteln", erzählt Yoonmi. "Gestern haben wir zu Hause vor dem Fernseher gestrickt."

Lebensqualität auf beiden Seiten

Auch für Christel B. geht die Rechnung auf. Neben der Hilfe im Garten macht sich Yoonmi auch an anderen Stellen nützlich, räumt etwa die Spülmaschine aus. Vor allem aber hat Christel B. Gesellschaft – nicht nur beim Stricken. Sie fühlt sich besser, wenn sie nachts nicht allein in dem großen Haus ist. Und sie freut sich, wenn sie den vielen Platz, den sie hat, teilen kann. "Zu Semesteranfang schlafen die Studenten in Zelten, und bei mir steht ein Zimmer leer?" Das muss nicht sein, sagt Christel B. "Ich habe doch den Platz."

So tragen die Wohnpartnerschaften zur Lebensqualität auf beiden Seiten bei: Die Älteren können in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, wo die Wege zum Arzt, zur Apotheke oder zum Bäcker bekannt sind. "Sie können jungen Menschen von früher erzählen oder auch einfach zeigen, wie man zum Beispiel einen Kuchen backt", sagt Erwin Stroot. "Studierende, besonders mit Migrationshintergrund, lernen unsere Kultur kennen, gewinnen Sozialkompetenz und sparen Miete. Stattdessen können sie zu Hause erzählen, was sie auf dem Herzen haben."

Wohnen für Hilfe
Die Faustregel: Pro Quadratmeter bezogenen Wohnraum hat der Mieter eine Stunde Hilfe im Monat zu leisten. Diese Hilfeleistungen werden individuell vereinbart, Pflegeleistungen jeglicher Art sind ausgeschlossen. Die Träger, die "Wohnen für Hilfe" derzeit in rund 30 Städten Deutschlands organisieren, sind oft die Städte selbst, das Studentenwerk oder der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität, aber auch Stiftungen oder engagierte Privatpersonen. Mehr Informationen gibt es unter http://www.wohnenfuerhilfe.info/

Kommentare: 13

  • Jeder auf dieser Welt setzt seinen Willen durch, leider geschieht das bei den wenigsten Menschen zum Wohle einer Gemeinschaft sondern im egoistischen Bestreben nach eigenem Wohlstand. Warum wollen Sie lieber UwE dies ausgerechnet den Menschen vorwerfen, die von ihren Mitmenschen mit Waffengewalt aus der Heimat vertrieben werden? Diesbezüglich sollte sich lieber jeder selbst fragen, was er eigentlich will, wen oder was er dazu benötigt und warum er trotzdem anderen sein eigenes Verhalten vorwirft. Wer dann noch von sich behaupten kann, "ich kann mit ruhigem Gewissen schlafen", der hat alles richtig gemacht und braucht auch jetzt keine Angst haben. Ich persönlich kann die Ängste um die ganze Flüchtlingssituation nicht begreifen, ich baute mein Leben allerdings auch nicht auf mein Wunschdenken sondern auf die bestehenden Tatsachen, denen ich meine Wünsche hinten anstellen musste. Dafür war es für mich wichtig die Begriffe Familie und zu Hause mit einem Wohlgefühl in Einklang zu bringen.

  • Hallo, die Politik und Regierung haben versagt, die Flüchtlinge setzen ihren Willen und ihren Weg durch, sind im Guten davon nicht abzubringen. Sie wollen dahin, wo sie meinen, dass es ihnen da besser geht und sie alle dort viel besser leben können als im Heimatland. Sie werden weiter in Scharen kommen, Kroatien und Slowenien brechen zusammen, aber die Flüchtlinge stecken in Slowenien im Flüchtlingslager ihre Decken an, schaffen sich ihre gewollten Wege, das ist zu sehen im Fernsehen und zu hören bei Kommentaren. Niemand kann sie aufhalten, freiwillig werden sie nicht umkehren oder sich mit anderen EU- Staaten im Osten zufrieden geben. Es mag hart klingen, was ich dazu schreibe, aber ich erlebe es nun seit einem Monat hautnah, sehe diese meist jungen Flüchtlinge, die heiter und gut drauf sind, verbissen sind, hier bleiben wollen, nie zurück wollen, unter keinen Umständen, man will noch seine Familien und Verwandte nachholen. Wer soll sie aufhalten? Gruß- Uwe

  • Ich liebe Frieden und Ordnung. Chaos kann ich nicht leiden. Wenn jetzt der Justizminister davon spricht, dass die Leute von Pegida geistige Brandstifter sind, dann hat er damit sicherlich recht, aber genau so richtig ist, dass Heiko Maas mit seinen Äußerungen gewissermaßen als Brandbeschleuniger fungiert.
    Wenn auf den jüngsten Demos eine Giutine und ein Galgen herum getragen werden und dann die Bild-Zeitung auch noch einen virtuellen Pranger eröffnet, dann glaubt man fast, dass wir uns noch im Mittelalter befinden und nicht schon im Jahre 2015. Was kommt als Nächstes? Vielleicht ein virtueller Scheiterhaufen? Davor bewahre uns Gott.
    Ich verlange aber von meinen Volksvertretern und meiner Regierung, dass Sie sich nicht mehr mit diesen Unsinn befasst, sondern ausgleichend wirkt und sich endlich wieder mit der aktuellen Flüchtlingsproblematik befasst. Das will der Bürger / das Volk!
    Mich interessiert: Wie will die Regierung den Zuzug der Flüchtlinge konkret begrenzen?