Biete Studentenzimmer, suche Hilfe im Garten
Yoonmi K., koreanische Jura-Studentin aus Münster, zahlt 30 Euro Nebenkosten im Monat - ansonsten wohnt sie mietfrei. Dafür hilft sie ihrer Vermieterin Christel B. regelmäßig im Garten. Zusammengebracht hat die beiden die Initiative "Wohnen für Hilfe".
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Quelle: Daniel Morsey
Von ihrer Enkelin wusste Christel B., dass viele Studierende Probleme bei der Wohnungssuche haben. Wohnheimzimmer sind oft knapp, bezahlbare Wohnungen kaum zu finden. Christel B. wohnte allein in ihrem Haus, das neben leeren Zimmern auch zwei Badezimmer hat. Das gab den Ausschlag. Im Kirchenblatt entdeckte sie Informationen über "Wohnen für Hilfe". Christel B. nahm Kontakt auf und schon bald zog Yoonmi K. ein – "mit Sack und Pack", wie sich Christel B. erinnert, "und dabei ist das Zimmer ja nur so klein!"
Auf zehn Quadratmetern hat es sich Yoonmi K. gemütlich gemacht. Oft sitzt sie aber auch in der großen Wohnküche, wo sie das WLAN der Nachbarn nutzen kann. Manchmal kocht Yoonmi K. koreanisch. "Dann riecht es erstmal komisch", schmunzelt Christel B., "aber ich darf immer probieren."
Zehn Stunden Einsatz im Garten
Yoonmi K. ist seit zweieinhalb Jahren in Deutschland und promoviert in Rechtswissenschaften. Für ihr zehn Quadratmeter großes Zimmer leistet die Studentin zehn Stunden Hilfe im Monat: Gartenarbeit, Moos von der Terrasse entfernen und andere Arbeiten, die kniend oder gebückt erledigt werden müssen.
Yoonmi K., die ihr Studium mit einem Stipendium finanziert, kann viel sparen. "Woanders würde ich mindestens 200 Euro Miete bezahlen. So kann ich mehr Bücher kaufen und dadurch besser arbeiten", sagt die Studentin, "das verbessert mein Leben ganz eindeutig." Zum Beispiel hat die gebürtig aus Seoul in Südkorea stammende Yoonmi ihre Schwester zu einem Urlaub nach Deutschland einladen können. "Ich hatte nie gedacht, dass ich mir das leisten könnte."
"Eine helle Freude"
Die Zielgruppen von "Wohnen für Hilfe" sind einerseits vor allem alleinstehende ältere Damen, andererseits Studierende. Etwa die Hälfte von ihnen hat einen Migrationshintergrund. "Wir bevorzugen bei der Vermittlung diese Gruppe, weil sie es in der Regel besonders schwer hat", erläutert Erwin Stroot. Er und seine Frau Ursula sind seit fünf Jahren die Schnittstelle für Wohnungssuchende und Wohnungsgebende in Münster. Christel B. und Yoonmi K. sind das 136. Tandem, das die Stroots vermittelt haben. Sie besuchen potenzielle Wohnungsanbieter, bearbeiten Bewerbungen von Wohnungssuchenden und organisieren das Vorstellungsgespräch. Anschließend bringen sie die Parteien zusammen. Wenn die Chemie stimmt, helfen sie beim Vertragsabschluss und begleiten die nun entstandene Wohnpartnerschaft – alles ehrenamtlich: "Es ist zum einen eine sinnvolle Aufgabe, zum anderen eine helle Freude, wenn ich zwei Menschen gleichzeitig helfen kann", erzählt Erwin Stroot.
Fern von zu Hause – aber nicht ganz allein
Yoonmi K. sagt, dass sie ihre Vermieterin immer alles fragen kann. „Oft kann sie Probleme ganz einfach lösen." Gerade für ausländische Studierende hat das Wohnkonzept den entscheidenden Vorteil, dass ältere Menschen oft geduldig und großzügig sind, sagt Yoonmi. "Ich lebe zum ersten Mal allein, und das im Ausland. Bei Frau B. habe ich viel weniger Angst vor dem ausländischen Leben."
Das liegt vielleicht auch am gemeinsamen Hobby. Bei ihrem ersten Kennenlernen stellten die beiden Frauen fest, dass sie beide gern handarbeiten. "Mittwochs gehen wir oft zusammen in die Kirchengemeinde basteln", erzählt Yoonmi. "Gestern haben wir zu Hause vor dem Fernseher gestrickt."
Lebensqualität auf beiden Seiten
Auch für Christel B. geht die Rechnung auf. Neben der Hilfe im Garten macht sich Yoonmi auch an anderen Stellen nützlich, räumt etwa die Spülmaschine aus. Vor allem aber hat Christel B. Gesellschaft – nicht nur beim Stricken. Sie fühlt sich besser, wenn sie nachts nicht allein in dem großen Haus ist. Und sie freut sich, wenn sie den vielen Platz, den sie hat, teilen kann. "Zu Semesteranfang schlafen die Studenten in Zelten, und bei mir steht ein Zimmer leer?" Das muss nicht sein, sagt Christel B. "Ich habe doch den Platz."
So tragen die Wohnpartnerschaften zur Lebensqualität auf beiden Seiten bei: Die Älteren können in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, wo die Wege zum Arzt, zur Apotheke oder zum Bäcker bekannt sind. "Sie können jungen Menschen von früher erzählen oder auch einfach zeigen, wie man zum Beispiel einen Kuchen backt", sagt Erwin Stroot. "Studierende, besonders mit Migrationshintergrund, lernen unsere Kultur kennen, gewinnen Sozialkompetenz und sparen Miete. Stattdessen können sie zu Hause erzählen, was sie auf dem Herzen haben."
Wohnen für Hilfe
Die Faustregel: Pro Quadratmeter bezogenen Wohnraum hat der Mieter eine Stunde Hilfe im Monat zu leisten. Diese Hilfeleistungen werden individuell vereinbart, Pflegeleistungen jeglicher Art sind ausgeschlossen. Die Träger, die "Wohnen für Hilfe" derzeit in rund 30 Städten Deutschlands organisieren, sind oft die Städte selbst, das Studentenwerk oder der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität, aber auch Stiftungen oder engagierte Privatpersonen. Mehr Informationen gibt es unter http://www.wohnenfuerhilfe.info/
Kommentare: 13
Wie würden Sie sich fühlen, gäbe es diese Zeitungsberichte nicht und Sie müssten sich nur mit Ihrem eigenen Leben auseinandersetzen? Wenn das nämlich jeder täte, dann hätten wir auch nicht so viele negative Empfindungen sondern wären viel mehr damit beschäftigt, unseren eigenen Alltag zu meistern. Wir haben Wohlstandsprobleme und nur ein kleiner Teil der Bevölkerung hat wirkliche Existenzsorgen. Den Teil müssen wir unterstützen, denn es kann nicht sein, dass wir für Flüchtlinge plötzlich das Geld aufbringen können, das wir der eigenen Bevölkerung verwehren.
"Nun treffen sich diese beiden Kulturen in einem Land …"
Tja, liebe Lene, dann frage ich mich ernsthaft: warum?
Wenn die weißen Deutschen sich von heute auf morgen nach Afrika aufmachen, ihren Sozialstaat mitnehmen und dort den schwarzen Kontinent voranbringen wie Deutschland nach 1945 – wie lange, glauben Sie, dauert es bis die Schwarzen aus Deutschland dem weißen Sozialstaat wieder hinterher laufen?
Ich lege keinen Wert auf ein Treffen inkompatibler Kulturen in Deutschland.
"Nun treffen sich diese beiden Kulturen in einem Land und hoffen darauf, ..."
Tja, liebe Lene, dann würde ich sagen: machen Sie sich doch auf nach Afrika. Warum soll das Treffen inkompatibler Kulturen nicht dort stattfinden? Ach ja, ich vergaß: hier ist das soziale Netz und die behördlich verordnete Willkommenskultur so schön kuschelig und bequem. Den jetzigen Zuständen im Lande kann ich beim besten Willen nichts Schönes abgewinnen. Besonders wenn am Montag in der Zeitung die "bunten" (Raub-)Überfälle des Wochenendes aufgelistet werden. Doch ich bin zuversichtlich - die werden auch bald entsprechend politisch korrekt zensiert werden. Dann stimmt auch wieder das rosarote Bild ...