Die Community fragt: Manuela Schwesig antwortet
Familie ist für die meisten Menschen das wichtigste Gut und die Grundvoraussetzung für ein gutes Leben – nicht nur in Deutschland. Im Bürgerdialog haben viele Bürgerinnen und Bürger aufgeschrieben, welche Themen sie am meisten bewegen. Manuela Schwesig, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beantwortet einige der drängendsten Fragen.
empfehlen
Quelle: Bundesregierung/Kugler
Mehrgenerationenprojekte in ländlichen Regionen
Nutzer grobian wünscht sich "ländliche Räume, in denen meine Kinder eine gute Zukunft haben und ich gut alt werden kann."
Gibt es Bestrebungen, die Mehrgenerationenprojekte stärker auf das gemeinsame Wohnen auszurichten, insbesondere in ländlichen Regionen, in denen junge Menschen abwandern?
Manuela Schwesig: Tatsächlich stehen wir angesichts der demografischen Entwicklung und der Veränderung familiärer Strukturen vor ganz neuen Aufgaben. Hier leisten die Mehrgenerationenhäuser schon heute einen bedeutenden Beitrag, um die Herausforderungen des demografischen Wandels im ländlichen Raum zu begegnen. Insgesamt werden rund 450 Mehrgenerationenhäuser bundesweit von meinem Haus gefördert. Mehr als zwei Drittel von ihnen befinden sich in ländlichen Gebieten.
Auch wenn das Konzept der Mehrgenerationenhäuser eigentlich nicht die Entwicklung von Wohnprojekten zum Ziel hat, gibt es viele Mehrgenerationenhäuser, die sich des Themas Wohnen eigenständig angenommen haben. Sie bieten Beratungen an, schaffen Möglichkeiten des betreuten Wohnen und 10 MGHs haben sogar eigene Wohnprojekte in ihrem Programm.
Außerdem fördert das Familienministerium über das Projekt "Wohnen für (Mehr)Generationen" die Schaffung eines für alle Generationen geeigneten Wohnumfeldes, das Rücksicht auf die Bedarfe älterer Menschen und ihrem Anspruch auf ein selbstbestimmtes und eigenständiges Leben nimmt. Ein Förderschwerpunkt liegt dabei auf Angeboten im ländlichen Raum.
Unterstützung für pflegende Angehörige
Für Nutzerin MoKa bedeutet gutes Leben, dass sie sich keine Sorgen machen muss, wer sich im Alter um ihre Eltern und später auch um sie selbst kümmern wird. Sie wünscht sich bessere Rahmenbedingungen für familiäre Pflege und bessere Umstände in der professionellen Pflege.
Wie werden Angehörige – insbesondere mit geringem Einkommen – hierbei konkret unterstützt?
Manuela Schwesig: Für mich ist das Thema Pflege und die Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf eines der ganz großen Aufgaben der kommenden Jahre.
Familien brauchen Zeit für ihre zu pflegenden Angehörigen und sie brauchen oft schnelle Unterstützung, wenn zum Beispiel die Oma pflegebedürftig wird. Dazu haben wir Einiges auf den Weg gebracht: Mit der Pflegezeit können sich Beschäftigte zunächst für maximal sechs Monate von der Arbeit freistellen zu lassen oder in Teilzeit arbeiten. Um Angehörigen noch mehr Zeit zu verschaffen, existiert seit dem 1. Januar 2015 zudem ein Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit. Damit können Beschäftigte von Arbeitgebern mit mehr als 25 Beschäftigten ihre wöchentliche Arbeitszeit für zwei Jahre auf bis zu 15 Stunden reduzieren, wenn sie einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in häuslicher Umgebung pflegen. Zur besseren Absicherung des Lebensunterhalts während der Pflege- und Familienpflegezeit haben die Angehörigen seit dem 1. Januar 2015 außerdem einen Anspruch auf ein zinsloses Darlehen.
Neben mehr Zeit brauchen pflegende Angehörige auch gute Rahmenbedingungen, die Ihnen die Pflege ermöglichen. Mit dem Ersten Pflegestärkungsgesetz wurden daher verschiedene Leistungen ausgeweitet und flexibler gestaltet. Zusätzlich wurde eine finanzielle Zusatzleistung für Pflegebedürftige in Höhe von bis zu 208 Euro monatlich eingeführt, mit der zusätzliche Pflege- und Betreuungsleistungen sowie hauswirtschaftliche und allgemeine Unterstützung finanziert werden können. Die Bundesregierung möchte außerdem einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff einführen, der eine bessere Berücksichtigung z.B. von Demenzkranken ermöglicht und so die Leistungen für Angehörige, die an Demenz erkrankte Personen pflegen, deutlich verbessert.
Kommentare: 2
Mal eine Frage umgekehrt, Frau Bundesministerin Schwesig, was würden Sie gerne tun, gerne durchsetzen, damit alle Menschen in diesem eigentlich reichen Land existenzgesichert leben, arbeiten, wohnen können, um Ängste aller Art, vor allem Angst wegen Altersarmut, Pflegenotstand, Existenzängste mit und ohne Arbeit verschwinden? Was müsste da nach Ihrer Meinung noch passieren, reicht das jetzt beschlossene wirklich aus? Wenn Menschen nicht arbeiten, sondern pflegen, dann gehen ihnen ja auch möglicherweise rentenpunkte, eigene Rentenpunkte verloren. man hilft heute seinen angehörigen und kommt dann selber im Alter in Probleme. Sicher sind solche direkten Fragen nicht im Bürgerdialog hier vorgesehen, aber ich möchte das mal in den virtuellen Raum stellen. Gruß- Uwe
Frau Bundesministerin, Familie ist so wichtig gerade auch in schwierigen Zeiten, da sollte man als Politik und Staat viel mehr in Familienförderung, Familienbildung investieren, auch in interkulturelle Familienbegegnung. Die Menschen und Familien müssen von Ängsten befreit werden, von Existenzängsten in Gegenwart und besonders auch in der Zukunft. Angst vor Jobverlust, Langzeitarbeitslosigkeit, fehlende Zukunftsperspektive, Angst vor Altersarmut, das muss weg, ist eine Geisel für die Menschen, macht sie nicht glücklicher, nicht gesünder, viele gehen daran auch psychisch- seelisch kaputt. Wir brauche begehbare Brücken in die Zukunft, die heute beginnen müssen. Darum bin ich für eine Existenzsicherung für alle Menschen, BGE Bedingungsloses Grundeinkommen kann ein Weg sein. Damit würde man auch die Zukunft vieler Generationen humaner absichern können. Machen wir uns auf diesen mutigen, langen Weg. Gruß- Uwe