Wer pflegt, braucht Kraft
So lange wie möglich zu Hause in der vertrauten Umgebung gepflegt zu werden – das wünschen sich viele Pflegebedürftige. Sie sehen darin ein Maß an Lebensqualität, das sie sich erhalten möchten. Mehr als zwei Drittel aller Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt – meist durch Angehörige, aber auch durch ambulante Pflegedienste. Unterstützung gibt es seit dem 1. Januar 2015: mit dem Ersten Pflegestärkungsgesetz.
Mehr Möglichkeiten für die Pflege: Das Pflegestärkungsgesetz will vor allem diejenigen unterstützen, die täglich mit der Pflege beschäftigt sind.
Quelle: Burkhard Peter
Stärkung für alle Beteiligten
Seit Januar 2015 stärkt das Pflegestärkungsgesetz vor allem diejenigen, die tagtäglich mit der Pflege zu tun haben –denn: wer Angehörige pflegt, braucht Kraft.
Um die Pflege in den eigenen Wänden besser zu unterstützen, werden die Leistungen für die häusliche Pflege um rund 1,4 Milliarden Euro erhöht. Die Pflege ist individueller und wird den konkreten Bedürfnissen der Menschen besser gerecht. Auf der Webseite www.pflegestaerkungsgesetz.de können Sie sich über alle Änderungen informieren.
Was bedeutet eigentlich pflegebedürftig?
Mit einem weiteren Gesetz – dem Zweiten Pflegestärkungsgesetz – soll noch in dieser Wahlperiode der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff und ein neues Begutachtungsverfahren eingeführt werden. Bislang wurden bei der Begutachtung die körperlichen Einschränkungen betrachtet. Mit dem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff werden ab 2017 auch kognitive und psychische Einschränkungen (insbesondere bei dementiell Erkrankten) einbezogen. Im Zentrum steht künftig der individuelle Unterstützungsbedarf jedes Einzelnen. Mehr zum Pflegestärkungsgesetz II erfahren Sie hier.
Jeder Mensch ist anders – und somit auch jede Pflegesituation. Wie individuell verschieden, zeigen die Porträts in der Bildstrecke. Mehr über ihre Geschichten erfahren Sie ebenfalls auf der Webseite www.pflegestaerkungsgesetz.de.
Ginge es nur um die geistige Fitness, wäre Gerhard Hiller (95) kein Pflegefall. Vor einem Jahr zog der Professor für Volkswirtschaft in ein Altenpflegeheim. Er sieht nicht nur die wirtschaftliche Seite des Pflegestärkungsgesetzes: "Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeigt sich auch dadurch, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht." Hiller wünscht sich, dass sich mit dem neuen Gesetz der Alltag seiner Pfleger entspannt und mehr Zeit für Diskussionen bleibt. "Das ist ganz wertvolle Zeit – für beide Seiten."
Quelle: BMG/Hoefler
Der zehnjährige Joël ist stark in seiner Bewegungsfähigkeit eingeschränkt und rund um die Uhr auf Pflege angewiesen – kein Grund für ihn, dem Leben weniger glücklich zu begegnen. Im Rollstuhl kann sich Joël recht selbstständig im Erdgeschoss des Hauses bewegen. Damit er alleine in sein Zimmer fahren kann, will seine Mutter einen Treppenlift einbauen. Durch das Pflegestärkungsgesetz werden solche Umbaumaßnahmen stärker gefördert. "Das bedeutet ein kleines Stückchen mehr Freiheit für mich", sagt Joël.
Quelle: BMG/Hoefler
Bernhard Niermann (89) wurde nach einem Sturz zunächst von seiner Tochter Barbara (54) zu Hause gepflegt. Dann zog er in ein Zimmer im betreuten Wohnbereich des benachbarten Pflegeheims. Ist Bernhard Niermann zu Besuch im eigenen Haus, ist der eigene Garten noch immer sein Lieblingsplatz. Die Wohnung im gemeinsamen Haus blieb unverändert. Sonst wäre Bernhard Niermann der Abschied auch zu schwer gefallen, genauso wie dem Rest der Familie, die sich ihr Zuhause kaum ohne "Opa Bernhard" vorstellen kann.
Quelle: BMG/Hoefler
Greta (14) holt ihren Großvater nach der Schule von seiner Wohnung ab, kocht ihm Tee und macht Gedächtnistraining. Auch ihr Bruder und ihre Mutter sind stark in die Pflege des Großvaters eingebunden. In den Schulferien nimmt die Familie regelmäßig eine Auszeit. Durch das Pflegestärkungsgesetz gibt es mehr Unterstützung für diese Zeit durch eine professionelle Pflegekraft. "Ich kann dann immer einmal richtig zur Ruhe kommen, aber wenn wir zurück fahren, freue mich jedes Mal wieder auf Opa", sagt Greta.
Quelle: BMG/Hoefler
Bis ins hohe Alter bewältigte Hedwig Rouvel (96) ihren Haushalt weitestgehend ohne fremde Hilfe. Erst nach mehreren Stürzen und einem Krankenhausaufenthalt ist sie ins Seniorenheim gezogen. Für die Pfleger dort hat sie viel Verständnis – nicht nur, weil sie selbst in der Pflege tätig war. Sie hofft, dass das Pflegestärkungsgesetz die Betreuungssituation verbessert. "Vielleicht haben wir dann ja auch noch öfter Zeit, gemeinsam ein Fotoalbum anzuschauen oder uns gegenseitig von unseren Kindern zu erzählen."
Quelle: BMG/Hoefler
Gaby Richter (50) ist eine von 20.000 neuen Betreuungskräften, die in Folge des Ersten Pflegestärkungsgesetzes seit Jahresbeginn eingestellt wurden. Früher gab es in Richters Pflegeheim fünf Betreuungskräfte für alle Bewohner. Jetzt sind sie zu zehnt. Vor allem für das seelische Wohlbefinden der Bewohner sei dies eine riesige Bereicherung. Die Betreuungskräfte können sich mehr Zeit für die Pflegebedürftigen nehmen. Eine Bewohnerin sagt über die Betreuungskräfte: "Das sind unsere Glücksbringer."
Quelle: BMG/Hoefler
"Meine Aufgabe ist es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass alle Bewohner gut versorgt sind", sagt Jenny Peschel (33), Pflegedienstleiterin in einem Seniorenpflegewohnheim. Dabei hilft ihr der verbesserte Betreuungsschlüssel, den das erste Pflegestärkungsgesetz bringt. Die Zahl der zusätzlichen Kräfte soll deutlich steigen – um 20.000 auf bis zu 45.000. Zudem baut die Bundesregierung künftig die Bürokratie im Pflegealltag ab – und macht es so etwas einfacher, mehr Zeit für die Bewohner zu finden.
Quelle: BMG/Hoefler
Kommentare: 2
Wer pflegt, bei der Pflege hilft, braucht neben Kraft auch die gesellschaftliche Wertschätzung und Anerkennung, sie oder er muss vom Beruf- der Berufung auch gut leben können, die notwendige Zeit bekommen, um Menschen menschenwürdig pflegen zu können. Es darf da keine Art Fließbandprinzip bei der Pflege geben, Hektik und Eile, das kann dann die Qualität der Pflege nicht wirklich sichern oder verbessern. Gruß- Uwe
Wie wenig Zeit haben oft ambulante Pflegedienste, die von Pflegefall zu Pflegefall hasten müssen, dazu die viele Bürokratie, da bleibt zu wenig Zeit für Dinge, die nicht direkt mit der Pflege zu tun haben. Ich habe in einem Pflegeheim bei Gesprächen erfahren, dass die personelle Besetzung von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich ist. Im erlebten Fall sagte man mir, wenn unser Heim im Nachbarbundesland stehen würde, so, wie es ist, könnten wir 10 vollbeschäftigte Mitarbeiter als Pflegekräfte und auch mehr Pflegehelfer beschäftigen. Jeder Fortschritt in Sachen und Pflege ist wichtig, Menschen mit Herz und Seele müssen den Beruf als auch innere Berufung sehen, gut davon auch existieren können und die Politik muss die Rahmenbedingungen dafür sichern. Eine alternde Gesellschaft braucht mehr, viel mehr Geld für Gesundheit und Pflege der alternden Menschen, denn sehr bald werden wirklich geburtenstarke Jahrgänge von Menschen in großer Zahl auch pflegebedürftig. Gruß- Uwe