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Mit Herz und Verstand für ein toleranteres Miteinander

Im wahrsten Sinne schweißtreibend war sie, die gemeinsame Arbeit an der Frage: "Was heißt gut leben in Deutschland für Sie?" Der Landesverband Nordrhein-Westfalen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) hat im Rahmen des Bürgerdialogs zur Diskussion aufgerufen, rund zwanzig sozial engagierte Menschen sind der Einladung nach Essen gefolgt.

Veröffentlicht:09.07.2015 Kommentare: 8

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Bei gefühlten 30 Grad Raumtemperatur diskutierten am 3. Juli die aus Essen, Witten, Köln und Münster angereisten Gäste über drei Stunden lang sehr lebhaft darüber, was für sie Lebensqualität ausmacht. Die Antworten reichten von guter Gesundheitsversorgung, Toleranz in einer bunten Gesellschaft bis hin zu familienfreundlicheren Lebens- und gerechteren Arbeitsbedingungen.

Bezahlbare Versorgung für alle

Dass Gesundheit an erster Stelle der genannten Werte stand, mag bei Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, nicht so sehr verwundern. "Entschuldigung, dass ich mich verabschieden muss – aber die Pflicht ruft", hieß es dann auch schon bald von einem der Teilnehmer aus der Rettungsleitstelle: Die Sommerhitze hatte ihren Tribut gefordert, der Rettungswagen musste ausrücken.

Die übrigen Teilnehmer sprachen über den Wunsch nach persönlicher Gesundheit und diskutierten anschließend die Frage der Bezahlbarkeit des Gesundheitssystems. Es müsse für alle Mitbürger in gleichermaßen guter Qualität zugänglich sein. "Eine Zwei-Klassen-Medizin darf es auf keinen Fall geben!", darin waren sich alle einig. Haus- und Fachärzte "vor Ort" und gute Betreuung auch im Alter standen ebenfalls ganz weit oben auf der Wunschliste.

Toleranz – ein großes Thema für die ganze Gesellschaft

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Teilnehmer war das Thema Bildung. Bildung wurde von den Teilnehmern im weitesten Sinne verstanden als umfassende und barrierefreie Förderung der Persönlichkeit von Jung und Alt, Menschen verschiedenster Herkunft und sexueller Orientierung – kurzum: Mitgliedern einer “bunten“ Gesellschaft. Hier seien Bund und Länder mehr denn je gefragt.

"Pluralität ist Normalität", formulierte eine Dialog-Teilnehmerin ihr Credo und sprach damit zugleich eine Forderung aus, der sich die Mehrheit der Anwesenden anschloss. Toleranz und Solidarität seien demokratische Werte, die besonders förderungswürdig seien. Im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit unseres Landes seien sie sogar unabdingbar: "Wir müssen Flüchtlinge als Chance für uns alle begreifen lernen", lautete der Appell an die Mitbürger.

Balance in Umwelt und Wirtschaft

Zum Konsumverzicht bereit sein, um der weiteren Ausbeutung von Natur und Menschen auch andernorts entgegenzuwirken – für die Essener Dialog-Teilnehmer war dies eine weitere wichtige Forderung. Eine gesunde Umwelt und ein sozial-ökologisches Wirtschaftssystem ohne Gentechnik und Massentierhaltung müsse angestrebt werden.

"Alles hängt irgendwie mit allem zusammen"

Gutes Leben in Deutschland und in der Welt – das ist keine Selbstverständlichkeit und auch kein Selbstläufer. Für die ASB-Mitglieder und Ehrenamtlichen war das Konsens. Gemeinsam etwas tun für die Gemeinschaft, und nach Möglichkeit dafür auch eine angemessene finanzielle Anerkennung erhalten: Das erwarten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bürgerdialogs in Essen mittel- und langfristig für sich und die sozialen Berufe. Hier gebe es allerdings noch viel zu tun.

Dr. Stefan Sandbrink, Geschäftsführer des ASB-Landesverbandes und Teilnehmer des Essener Bürgerdialogs, brachte es am Schluss der Veranstaltung auf den Punkt: "Wir haben so viel Stoff gesammelt - jetzt könnten wir eigentlich richtig schön weiterdiskutieren!" Dass dies auch tatsächlich bald geschieht, wollte keiner der Anwesenden ausschließen.

Kommentare: 8

  • Ich habe mal vor knapp 2 Jahren einen Vortrag eines Professors der Humboldt- Uni hören dürfen bei einem Bildungsdienstleister in Hamburg zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, zu den sozialen Schichten in Deutschland, zur Geburtenentwicklung der einzelnen Gruppen und den möglichen Folgen für die Zukunft. Ich kann nun nur sagen, in 10- 30 Jahren wird Deutschland schon ganz anders aussehen, lösen sich viele Probleme von selber, was danach kommt, erlebe ich sicher nicht mehr. Man muss eigentlich nur sich informieren, Augen und Ohren offen halten, auch Zahlen deuten können, dann erahnt man, was auf Europa, die EU und Deutschland zukommen kann und wahrscheinlich wird. Unsere Gesellschaft wird bunter, vielseitiger, auch sicher spannender, mehre Kulturkreise werden dann bei uns- mit uns sein. Darauf sollte man die Menschen hier vorbereiten. Gruß- Uwe

  • Lebensqualität - tolerantes Miteinander - Flüchtlinge als Chance begreifen. Begriffe, Schlagworte, die grundsätzlich etwas Gutes bedeuten. Ist es aber auch in der Realität so?
    Ich lasse diese Frage ohne weitere Kommentierung im Raum stehen.

  • In der SUEDDEUTSCHEN war gestern zu lesen:

    "So viele Asylbewerber wie noch nie sind im ersten Halbjahr 2015 in München angekommen. Rund 40 600 Flüchtlinge zählte die Regierung von Oberbayern. Das sind etwa 20 Prozent aller Asylsuchenden, die Deutschland erreicht haben. Die Steigerung ist enorm: Im gesamten Vorjahr waren es 32 000 Flüchtlinge. Zuletzt seien durchschnittlich rund 400 Personen pro Tag in München
    angekommen, ..."

    Nochmal zum Nachrechnen (besonders für Soziologen):
    40.600 per 09.07.2015
    32.000 gesamt in 2014
    An diesen Zahlen kann man nichts mehr schönreden!
    Deutschland schafft sich selbst und seine eigene Kultur ab - wozu also noch über Kultur als Bestandteil unserer Lebensqualität reden?