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"Wir haben allen Grund, selbstbewusst zu sein"

Kaum eine Sportart spielt im Leben so vieler Menschen eine besondere Rolle wie der Fußball. Joachim Löw hat mit seinem Team dafür gesorgt, dass es noch mehr wurden. Jetzt hat der Bundestrainer verraten, was ihm außer Fußball noch wichtig ist.

Veröffentlicht:29.05.2015 Kommentare: 9

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Fragt man die Menschen in Deutschland, was zu ihrer Lebensqualität beiträgt, dann antwortet ein nicht unerheblicher Teil: Fußball. Allein 6,8 Millionen Mitglieder sind unter dem Dach des Deutschen Fußball-Bundes organisiert. Und das sind nur die Fußballbegeisterten, die sich auf 25.500 Vereine mit fast 165.000 Mannschaften verteilen. Hinzukommen all die Fans, die regelmäßig die Spiele in den Stadien und vor dem Fernseher verfolgen, die mit ihrem Team mitfiebern und Erfolg wie Niederlagen gemeinsam mit Freunden erleben.

Einer, der mit seinem Team gleich das ganze Land in einen kollektiven Fußball-Glücksrausch versetzt hat, ist Bundestrainer Joachim Löw – spätestens mit dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2014. Doch neben dem Fußball gibt es noch viel mehr Dinge, die Joachim Löw wichtig sind und die aus seiner Sicht Lebensqualität in Deutschland ausmachen. Was das ist, das schreibt der Bundestrainer in seinen Antworten auf die zentralen Bürgerdialog-Fragen.

Was ist Ihnen persönlich wichtig im Leben?
Mir ist wichtig, in einer weltoffenen und toleranten Gesellschaft in Freiheit und Frieden leben zu können, das kann ich zum Glück in Deutschland, und das weiß ich sehr zu schätzen. Freunde und Familie sind mir wichtig, und natürlich die Gesundheit.

Was macht Ihrer Meinung nach Lebensqualität in Deutschland aus?
Aus meiner Sicht haben wir in Deutschland einen insgesamt sehr hohen Standard, zum Beispiel in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit, Bildung, Kunst und Kultur, Sport, Forschung, Innovation, Entwicklung, Ausbildung. Das sind sehr gute Rahmenbedingungen, sich bei uns wohlzufühlen, wir haben allen Grund, selbstbewusst zu sein, nicht überheblich, schon gar nicht arrogant. Unvergessen bleibt für mich die Heim-WM 2006, als wir sympathische und heitere Gastgeber für die ganze Welt waren und total unverkrampft auch wieder Flagge gezeigt haben, im wahrsten Sinne des Wortes. Zur Lebensqualität in Deutschland zählt für mich aber auch, dass wir die nicht vergessen, die unsere Hilfe brauchen. Eine so hoch entwickelte Gesellschaft wie unsere muss solidarisch und sozial sein, sich beispielsweise Kindern, alten und kranken Menschen widmen, schwächeren und in Not geratenen Menschen zur Seite stehen und auf deren Bedürfnisse bestmöglich eingehen.

Sind Ihnen ähnliche Dinge wichtig wie Joachim Löw? Und was macht in Ihren Augen Lebensqualität in Deutschland aus? Beantworten auch Sie die Fragen zum Bürgerdialog. Jede Antwort zählt!

Kommentare: 9

  • Den Antworten von Jogi Löw stimme ich gern zu. Wer privat und beruflich Erfolg hat, findet in Deutschland beste Voraussetzungen, diesen zu mehren. Nach Trennung und Scheidung jedoch ist in Deutschland sehr oft die "weltoffene und tolerante Gesellschaft" abrupt zu Ende. Die "so hoch entwickelte Gesellschaft" ist dann nicht mehr "solidarisch und sozial" gegenüber Kindern und ihren ausgegrenzten Elternteilen.
    In vielen westlichen Ländern, allen voran Schweden, Belgien, Frankreich, demnächst in der Schweiz und auch in Australien können Eltern von der gesetzlichen Möglichkeit Gebrauch machen, nach Trennung ihre Kinder weiter gemeinsam in Doppelresidenz zu erziehen ("shared parenting", résidence alternée", siehe Beitrag FAMILIE vom 22.4.). Das ist international erforscht und bewährt. Doch in Deutschland sperren sich Politik und Justiz dagegen, gemeinsame Elternverantwortung gesetzlich zu regeln. Damit befindet sich die Familienpolitik in Deutschland europaweit auf einem Abstiegsplatz.

  • Niemand muss in Deutschland verdursten und verhungern, viele Menschen wissen nicht, wie viel besser es ihnen geht als Milliarden anderer Menschen hier auf dieser einen Welt.
    Das muss man in Demut und Dankbarkeit betonen. Aber die soziale Schere geht weiter auseinander, viele Menschen können eben trotz Arbeit nicht vom Einkommen existieren. Es fehlt zu oft eine faire Bezahlung von wichtigen Berufen, andere Berufe und manche Leistungssportler- besonders Fußballprofis bekommen nach meiner Meinung nach zu viel Geld und heben zu schnell ab vom Boden der Tatsachen. Es ist eigentlich eine Schande für diese- unsere reiche Gesellschaft und Wirtschaft ihre arbeitenden Leute oft nicht fair bezahlt und der Staat in und für viele Bereiche Mindestlöhne festlegen musste, man zahlt engagierten und fleißigen Mitarbeitern nur das, was gerade so die Mindestgrenze ist. Ich bin davon auch betroffen. Ist das eine Art Wertschätzung von Arbeit, dazu die vielen Befristungen etc., ist das gesund? Gruß- Uwe

  • Mich haben die Worte von Herrn Löw sehr beeindruckt. Noch beeindruckender fände ich, wenn im Zusammenhang mit den Gegebenheiten in Katar insistiert würde. Meines Wissens nach hat man sich auch letztes Jahr in Brasilien mit dem WM Camp nicht nur Sympathien bei der einheimischen Bevölkerung erworben. Besser würden diese Worte m.E. wirken, wenn manche unserer Fußballstars weniger im Werbefernsehen zu sehen wären. Ist meine Meinung.