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MeinungVeroeffentlicht
19.05.2015 um 19:26 Uhr
MeinungAutor
von Markus Witt
MeinungKommentar
Was ist Ihnen persönlich wichtig im Leben?
Gerade Trennungskinder brauchen zwei Eltern - auch in Deutschland
Für die Kinder ist es wichtig, dass sie Mami und Papi haben - und auch nach einer Trennung behalten. Sie haben ihnen das Leben geschenkt, prägen ihre Identität. Trennen sich die Eltern im Streit, küren Gerichte einen Gewinner und einen Verlierer - die Kinder wollen nur ihre Eltern behalten. Leider entscheiden Gerichte nur all zu oft zugunsten des Elternteils, der am wenigsten Rücksicht auf die Kinder nimmt.
Deutschland wurde mehrfach für sein Familienrecht vom EGMR verurteilt, die Medien berichten immer wieder über die unhaltbaren zustände - die Politik unternimmt seit Jahrzehnten nichts. Wir brauchen die Deeskalation solcher Gerichtsverfahren analog der Cochemer Praxis, um unsere Kinder zu entlasten. Das Wechselmodell, in den meisten entwickelten Ländern bereits Standard, ist im deutschen Recht noch ein Fremdwort. Entfremdete Kinder, die einen Elternteil verloren haben leiden ein Leben lang - das muss aufhören. Die Politik muss auch mal handeln - und nicht nur die Augen verschließen.
Was macht Ihrer Meinung nach Lebensqualität in Deutschland aus?
Einfach mal gesunden Menschenverstand anwenden
In Deutschland wollen wollen wir so perfekt sein, dass wir nicht mehr zu Ergebnissen kommen. Einfach mal den Menschenverstand einschalten, nicht jede Bananenkrümmung auf 600 Seiten Verordnung festhalten - krumme Banane und gut ist.
Was Kinder betrifft, die haben zwei Eltern. Sollte jeder verstehen. Liebt ein Kind seine Eltern, warum sollte es einen Elternteil verlieren, nur weil sich die Eltern getrennt haben. Kinder haben das Recht auf beide Eltern, ist in den Kinderrechten festgeschrieben.
Eltern sollen sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Niemand sollte sich von seinem Kind abwenden - man hat ihm das Leben geschenkt und trägt Verantwortung. Auch darf kein Elternteil ausgegrenzt oder entfremdet werden. In anderen Ländern gilt dies als Straftat, in Deutschland ist es alltäglich. Kinder brauchen beide Eltern - liebe Politiker, sorgt bitte dafür, ihr könnt die Gesetze machen.
Es geht um unsere Kinder und deren Lebensqualität! Dann wird es auch uns als Eltern gut gehen. Danke
Kommentare: 6
Zwei Eltern sind besser für das Kind als nur ein Elternteil. Das gilt für "intakte" Familien ebenso wie für Trennungsfamilien. Wer mag denn dies ernsthaft bezweifeln? Und nun haben wir in Deutschland die groteske Situation, dass es im Familienrecht nach der Trennung der Eltern gar nicht möglich ist, gemeinsam die Kinder zu betreuen, sobald nur ein Elternteil dieser gemeinsamen Betreuung widerspricht. Dies darf er/sie tun, selbst wenn die Kinder oder der andere Elternteil die gemeinsame Betreuung (Wechselmodell) explizit wünschen und auch bisher schon gemeinsam betreut haben. Damit wird IMMER ein Elternteil zum „alleinerziehenden“, der andere zum „Umgangs“-Elternteil. Und das Kind? Es verliert damit IMMER zunächst einmal einen Elternteil als zusätzlich betreuenden und unterstützenden Elternteil. Wir brauchen dringend eine Gesetzgebung, die stets zum Ziele hat, dem Kind auch nach der Trennung so viel gemeinsame Zeit wie nur irgend wie möglich mit beiden Elternteilen zu sichern.
Die Politik hat zwar fraktionsübergreifend erkannt, dass hier Handlungsbedarf besteht, aber offensichtlich fehlt es häufig noch an Information oder dem Bewusstsein wie drängend dieses Problem ist. Insgesamt denke ich, dass der gesellschaftliche Wandel, die allgemeine Diskussion und Forschung zu diesem Thema an einem Punkt angekommen ist, an dem auch dem Gesetzgeber aktiv werden muss. Die explodierende Zahl der Umgangsverfahren (2013 mehr als 56.000 – 2006 noch 39.000) zeigt, dass das jetzige Model nicht mehr mit der gesellschaftlichen Entwicklung konform ist und nicht mehr von den Menschen akzeptiert wird. Es diskriminiert Frauen zu "Alleinerziehenden" und Väter zu "Zahlvätern" aber vor allem nimmt es den Kindern einen Teil ihrer Identität.
Familienrichter a.D. und Rechtsanwalt Jürgen Rudolph, der wohl berühmteste der Initiatoren der Cochemer Praxis, sagte vor kurzem in einem Vortrag dies: "Wenn ein Richter ein Kind befragt, zu welchem Elternteil es möchte, dann ist das Kindesmisshandlung (Pause). Bitte, verstehen Sie das nicht als rhetorisches Mittel um das Publikum besser zu erreichen, ich meine das in vollem und bitteren Ernst."
Bei 60.000 Umgangsverfahren pro Jahr und einer jungen Entscheidung vom Bundesverfassungsgericht, in der es doch tatsächlich heißt: "Hierbei ist in den Blick zu nehmen, dass das Kind mit der Kundgabe seines Willens von seinem Recht zur Selbstbestimmung Gebrauch macht (vgl. BVerfGK 15, 509 <515>) und seinem Willen mit zunehmenden Alter vermehrt Bedeutung zukommt (vgl. BVerfGK 9, 274 <281>; 10, 519 <524>). " - ja, was soll man dazu noch sagen?
Es wird Zeit für eine grundliegende Reform des Familienrechts. Allen Kindern beide Eltern, Schluss mit Kindesmisshandlungen in Familienverfahren.