Willkommen im Blog

Schauspielerin Elisabeth Lanz antwortet auf Fragen der Community

Elisabeth Lanz ist bekannt aus Film und Fernsehen, besonders als Tierärztin Dr. Mertens. Was viele nicht wissen: Sie wuchs in einem SOS-Kinderdorf auf und war in ihrer Jugend talentierte Leichtathletin. Ihr Blick auf Lebensqualität ist ein besonderer. Ihr war es deshalb wichtig, sich beim Bürgerdialog „Gut leben in Deutschland“ einzubringen. Sie hat Stellung zu Ideen und Fragen aus der Community genommen.

Veröffentlicht:01.02.2016 Kommentare: 3

empfehlen

Nutzer "Idealist?" meint: "Kultur und Bildung müssen immer mehr sein als bloß Mittel, die Menschen für Wirtschaft und/oder Lebensalltag "funktionsfähig" zu machen oder zu halten!" Wie sehen Sie das?

Elisabeth Lanz: Dem würde ich voll und ganz zustimmen. Wir finanzieren unser Leben durch unsere Arbeit, jedoch sollte unsere Arbeit auf keinen Fall unser Leben sein. Da dies jedoch unsere Realität ist, Leben ist gleich Arbeit, haben sich meiner Ansicht nach Werte verschoben, und die sollten wir uns unter diesem Aspekt wieder genauer ansehen.

Nutzerin "Anette Huber" fordert: "Ehrenämter und Leistungen von Bürgern" müssten mehr aufgewertet werden. Finden Sie das auch?

Elisabeth Lanz: Wir sollten generell mehr Wertschätzung füreinander haben und sowohl ein Auge als auch ein Ohr dafür haben, was Menschen für die Gemeinschaft tun. In manchen Gemeinden gibt es Ehrenamtskarten, die bestimmte Vergünstigungen mit sich bringen, und das finde ich auch eine schöne Form der Anerkennung. Ich sehe bei vielen, die ehrenamtlich aktiv sind, in der ehrenamtlichen Tätigkeit mehr Erfüllung und Freude als in ihrem eigenen Beruf, trotzdem sollte man diesen Einsatz nicht als Selbstverständlichkeit behandeln.

Nutzer "Ted" schlägt vor: "Nicht jeder kann sich ein Fitnessstudio leisten oder nicht jeder der gerne Sport macht, hat die Zeit um nochmal ins Fitnessstudio zu fahren. Es wäre nicht verkehrt, draußen irgendwelche Trainingsgeräte hinzubauen.“ Halten Sie das als ehemalige Leichtathletin für eine gute Idee?

Elisabeth Lanz: Freizeitangebote in Form von Orten der Begegnung finde ich wichtig. Gerade sportliche Angebote machen Begegnungen zwischen Menschen möglich, die ethnisch, kulturell oder auch religiös oft nicht so leicht zusammenkommen. So gesehen finde ich „einen Spielplatz für Erwachsene“ eine nicht uninteressante Idee.

Nutzer "kingkarlo1981" findet: "Kein anbiedern an andere Religionen. Das ist UNSER Land, wer hier leben möchte muss sich anpassen und integrieren. Es ist NICHT unsere Aufgabe die Welt zu befrieden." Wie stehen Sie dazu?

Elisabeth Lanz: Ich glaube, in die Zukunft geblickt, die Zeit von "unser" Land, "unsere" Werte, "unsere" Religion, "unsere" Kultur ist vorbei - dieses ausgrenzende und abschirmende Denken sollten wir ablegen. Wir können unsere Kultur, unsere Werte, unsere Religion leben, und ich glaube, wir sind stark genug, dass wir diese Werte nebeneinander leben können. In einer globalisierten, wirtschaftlich total verzahnten Welt bringt das Gegeneinander für die Zukunft nur Zerstörung.

Was ist Ihnen eigentlich persönlich wichtig im Leben? Was macht Ihrer Meinung nach Lebensqualität in Deutschland aus?

Elisabeth Lanz: Ich persönlich liebe es, neugierig zu sein und Dinge zu lernen, die einen weiter bringen. Dazu gehört UNGEWOHNTES, FREMDES und manchmal wohl auch etwas, was einem im ersten Moment Angst macht, zuzulassen. In der Schauspielerei bin ich mein Leben lang mit ungewohnten, befremdlichen und mich beängstigenden Situationen konfrontiert gewesen, und es war immer eine Herausforderung und oft auch eine Art Fluchtimpuls (sich schützen wollen, umdrehen wollen, sich abschotten wollen) vorhanden, aber indem ich mich den Dingen gestellt habe, hatte ich immer einen Gewinn, immer eine zusätzliche Erfahrung, immer ein Wachsen …. Dafür bin ich sehr dankbar. Darin liegt für mich auch der Sinn unseres "Hier auf der Erde Seins“.


Der Vater von Elisabeth Lanz leitete ein SOS-Kinderdorf in Altmünster. Dort wuchs die Schauspielerin auf. Sie war dreimal österreichische Leichtathletik-Jugendmeisterin. Später studierte sie Linguistik, Kommunikationswissenschaft und Philosophie, anschließend Jura und Theaterwissenschaft. Ihre Schauspielausbildung absolvierte Elisabeth Lanz ab 1993 an der Schauspielschule am Volkstheater Wien. In den 90-er und 00-er Jahren spielte sie in einigen Kinofilmen mit. Zudem spielte und spielt sie in mehreren ARD- und ZDF-Fernsehserien, unter anderem in Tierärztin Dr. Mertens, Samt und Seide sowie Rote Rosen.

Kommentare: 3

  • Frau Lanz Worte berühren mich! Ihre Antworten scheinen keine leeren Worte zu sein, sondern aus Erfahrungen und Begegnungen mit Menschen zu resultieren.
    Sie macht mir als jungen Menschen Mut, mich auf Dinge einzulassen, die mir erst mal fremd sind und mich abschrecken.
    Eine großartige Frau! Und eine fantastische Schauspielerin!

  • Das Wort "unser" war doch besonders nach der Wende oft fast verboten, nun zählten individuelle Werte und Sichtweisen. Im Sozialismus wurde "uns" und "unser" fast nur verwendet, alle haben bitte..., alle sollen bitte....und es geht doch um unsere Gesellschaft. Es ist sicher unsere Erde, unsere Natur und Umwelt, ..aber dann fangen doch die vielen Unterschiede in Sichtweisen und Meinungen schon an.
    Menschen und Werte leben nebeneinander, oft in Schein- und Parallelgesellschaften, das ist ein Problem unseres Landes, der Regierenden, auch von Kultur, Kunst, Religionen, der Wirtschaft, wie kann man diese Menschen friedlich miteinander verbinden, wie macht man lebendige zukunftsfähige Integration von Asylsuchenden und Millionen weiterer kommender Flüchtlinge.

  • "... die Zeit von "unser" Land, "unsere" Werte, "unsere" Religion, "unsere" Kultur ist vorbei ..."

    Und das bestimmen neuerdings die Schauspieler im Land. Sehr beeindruckend!

    Weiß doch jeder, dass im Mittelalter die Gilde des "Fahrenden Volkes" am Hofe der Mächtigen lediglich die Rolle der Narren und Huren inne hatten um von der Gunst der Herrscher zu profitieren. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing ...