Quelle: Sebastian Bolesch

Wir Deutschen werden älter und gleichzeitig weniger: Statt wie heute etwa 80,9 Millionen Bundesbürger werden Prognosen zufolge im Jahr 2060 nur noch bis zu 70 Millionen Menschen in Deutschland leben, jeder Dritte davon wird 65 Jahre oder älter sein. Vor allem auf dem Land wird sich dadurch mehr ändern als in Städten. Einerseits wird die Infrastruktur weniger stark ausgelastet sein und damit pro Kopf teurer werden. Andererseits werden die Bedürfnisse der steigenden Anzahl älterer Menschen stärker in den Vordergrund treten, während es zugleich weiterhin Angebote für Jugendliche geben muss, um ländliche Regionen auch für sie attraktiv zu halten.

Deshalb setzen sich viele Bürgerinnen und Bürger im ländlichen Raum schon jetzt aktiv für den Erhalt der Lebensqualität an ihrem Wohnort ein.

In Ried, einer Gemeinde mit etwa 3000 Einwohnern knapp 20 Kilometer südöstlich von Augsburg, trägt eine Bürgergemeinschaft das Thema Lebensqualität bereits im Namen. Für die "Gemeinschaft zur Erhaltung der Lebensqualität Ried" besteht Lebensqualität aus einer Vielzahl von Aspekten, zum Beispiel aus Wohnung, Arbeit, Freizeit, Umweltqualität und Generationenvielfalt. Entstanden aus einer Bürgerinitiative gegen eine Hühnermastanlage, ist die Gemeinschaft seit 2013 offiziell eine politische Gruppierung. "Wir denken sowohl an die Zukunft unserer Kinder, als auch an die der Senioren", erklären die Macher der Initiative.

Aktiv für mehr Lebensqualität

Konkret geht es etwa um die vorausschauende Planung und Entwicklung des Ortszentrums und von einzelnen Ortsteilen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Förderung von Jung und Alt. Um für junge, berufstätige Familien attraktiv zu sein, setzt sich die Initiative zum Beispiel dafür ein, dass Kindergartenkinder und jüngere Schüler auch in den Schulferien betreut werden. Ein anderes Ziel sind seniorengerechte Wohnungen im Ortskern für ältere Menschen, die sonst wegziehen würden, wenn Haus und Garten zu groß werden. Seit 2014 ist die "Lebensqualität Ried" mit zwei Sitzen im Gemeinderat vertreten.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz

Um einen anderen Aspekt von Lebensqualität geht es in der sogenannten Transition-Town-Bewegung, zu Deutsch: Stadt im Wandel. Angesichts der drohenden Knappheit fossiler Brennstoffe entwickeln Kommunen alternative Maßnahmen. Auf dem Programm stehen Aufklärung zum Thema Klimawandel und CO2-Reduzierung und die Vernetzung mit anderen Transition-Initiativen. So entstehen konkrete Projekte mit nachhaltigen und klimafreundlichen Ansätzen zu Ernährung, Energie, Transport, Gesundheit und lokaler Wirtschaft.

Ein Beispiel dafür ist die Initiative wandelBar, die Energie- und Kulturwendebewegung im brandenburgischen Landkreis Barnim. In der Kreisstadt Eberswalde gibt es unter anderem Tausch- und Verleihbörsen, Reparatur-Werkstätten und einen Gemeinschaftsgarten. Hier können Anwohnerinnen und Anwohner des Viertels gemeinsam eigenes Obst und Gemüse anbauen und sich im Grünen entspannen. Um die Bürger dazu zu bewegen, das Auto weniger zu benutzen, steht ein selbst gebautes Lastenfahrrad zum Verleih bereit. Rund 50 Orte des Wandels stellt wandelBar im Stadtführer "Gut Zu Wissen" in Eberswalde vor – nur einige Beispiele für Aktivitäten der Transition Towns.

Beide Initiativen vereint: Sie haben sich den Erhalt der eigenen Lebensqualität zum Ziel gesetzt und pflegen darüber hinaus die Lebensgrundlagen für die nachfolgenden Generationen.

Was macht Lebensqualität auf dem Land aus – Bürgerinnen und Bürger aus Niedersachsen antworten

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