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Migranten im Dialog

Oft wird Integration als Gleichnis beschrieben: Wäre sie eine Brücke, wer muss mehr Schritte gehen – die, die kommen oder die, die schon da sind? Für die 30 Senioren mit Einwanderungsgeschichte, die mit Staatsministerin Aydan Özoğuz am 7. Oktober in Berlin diskutierten, war klar: Die Migranten müssen den ersten Schritt machen.

Veröffentlicht:08.10.2015 Kommentare: 26

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Lebensqualität, Teilhabe an der Gesellschaft, Gesundheitsversorgung im Alter – diese Themen spielen für viele Senioren mit Migrationshintergrund eine noch größere Rolle als für deutsche Bürgerinnen und Bürger ohne Einwanderungsgeschichte. Denn zu vielen Angeboten haben ältere Migranten nicht so leicht Zugang. Entweder dringen die Informationen nicht zu ihnen durch, die Angebote liegen nicht in ihrer Sprache vor oder es gibt kulturelle Barrieren.

Hohe Priorität: Gesundheit

Im Bürgerdialog "Gut Leben in Deutschland" mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Aydan Özoğuz, ging es um die Themen, die den Senioren am Herzen lagen: besonders das Thema Gesundheit wurde immer wieder angesprochen. "Mir ist klar, dass wir Gesundheit und auch die Frage nach einer Veränderung des Gesundheitssystems priorisieren müssen", sagte Staatsministerin Aydan Özoğuz im Gespräch mit den Teilnehmern des Bürgerdialogs. "Wir müssen einerseits beispielsweise Krankenhäuser interkulturell öffnen, andererseits kommen wir nicht darum herum über Einwanderung zu sprechen, wenn wir uns den momentanen Bedarf an Pflegekräften anschauen." Ganz abseits der aktuellen Flüchtlingsdebatte, betonte die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, gäbe es in diesem Bereich langfristig viel zu tun.

"Wir Migranten müssen den ersten Schritt machen"

In kleinen Gruppen diskutierten die Migranten, die unter anderem aus der Türkei, dem Kongo, Spanien, Russland und dem Libanon kamen, darüber, dass es auch für ältere Menschen Arbeitsmöglichkeiten geben müsse und wie man gerade Migranten im Rentenalter vor der Vereinsamung bewahrt. "Wir müssen die Initiative ergreifen, rausgehen, den ersten Schritt machen“, sagte einer der Teilnehmer. „Wir können nicht einfach kommen mit der Einstellung ‚Deutschland ist toll‘ und selbst keinen Beitrag dazu leisten."

Maßnahmen für gelungene Integration

Die Teilnehmer des Bürgerdialogs leben selbst seit Jahrzehnten in Deutschland, viele wissen aus eigener Erfahrung, was es für eine gelungene Integration braucht. "Jeder, der nach Deutschland kommt, muss so schnell wie möglich Deutsch lernen", betonte ein Bürger. Die Staatsministerin griff die Themen der Bürgerinnen und Bürger auf und fügte hinzu, dass sie sich neben den Belangen der älteren Migranten auch um junge Menschen mit Einwanderungsgeschichte kümmern werde. "Gerade für junge Frauen ist es wichtig, dass sie im Arbeitsmarkt ankommen, damit sie selbständig werden und Anerkennung außerhalb der Familie erfahren."

Über das Thema "Chancengleichheit ermöglichen" diskutiert die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration am 9. Oktober in Hamburg mit jungen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.

Kommentare: 26

  • Und hier muss es dann klar heißen: Integration muss Assimilation bedeuten, das heißt die vollständige Angleichung der Zuwanderer an die deutsche Gesellschaft. Alles andere ist reine Selbsttäuschung. Und das heißt auch, dass es keine generelle doppelte Staatsbürgerschaft geben darf. Ab einem gewissen Alter muss sich jeder Migrant deutlich entscheiden, ob er Deutscher sein will oder eben nicht. Und den deutschen Pass darf es natürlich erst am Ende einer wirklich nachweislich erfolgreichen Integration in die deutsche Gesellschaft geben und nicht vorher.

  • Wenn so etwas in einer deutschen Stadt abläuft, egal ob in Karlsruhe oder Köln, muss man doch folgenden Eindruck gewinnen: Präsident Erdogan sieht die hier lebenden Türken, egal ob mit oder ohne deutschen Pass, nach wie vor als seine Landsleute. Er will gar keine Integration der Türken, sondern er will hier eine quasi türkische Parallelcommunity in Deutschland schaffen, mit der er die deutsche Politik unter Druck setzen kann. Das ist doch die Wahrheit, vor der viele die Augen verschließen. Und das dürfen wir uns nicht bieten lassen, wenn wir uns selbst behaupten wollen. Einige seiner Landsleute wollen sich offenbar auch nicht integrieren, sondern sehen ihren Lebensmittelpunkt nach wie vor in der Türkei und nicht in Deutschland.

  • Passend dazu ist ja auch das Auftreten des türkischen Politikers Erdogan bei uns schon öfters gewesen. Wenn er spricht wie dieses Jahr in Karlsruhe, macht er quasi auf deutschen Boden Wahlkampf für eine türkische Wahl. Früher hat er auch die Bundesregierung schon kritisiert, der Versuch, die hier lebenden türkischen Landsleute zu integrieren, verletze deren Menschenrechte. In Karlsruhe kam es vor der Halle zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern von Erdogan. Und seine Anhänger jubeln ihm natürlich mit türkischen Fahnen laut zu.