Was wäre passiert, wenn wir nicht geholfen hätten?
Dr. Steffen Angenendt forscht bei der Stiftung Wissenschaft und Politik zu den Themen Entwicklungszusammenarbeit und Migration. Im Interview spricht er darüber, warum Menschen auf der Flucht sind und was Entwicklungszusammenarbeit tun kann, um sie zu unterstützen.
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Quelle: picture-alliance/Cem Genco/Anadolu Agency
Herr Angenendt, was sind derzeit die häufigsten Ursachen dafür, dass Menschen ihre Heimat verlassen?
Generell gibt es politische, wirtschaftliche und andere Triebkräfte von Wanderungen, zum Beispiel Umweltzerstörung. Am wichtigsten bei der Zuwanderung nach Europa sind politische Wanderungsursachen, also Kriege, Bürgerkriege und Gewalttätigkeiten. Oft vermischen sich aber die Ursachen, beispielsweise bei Flüchtlingen aus Bürgerkriegsgebieten, die dort keine oder keine ausreichenden Einkommensmöglichkeiten haben.
Es gibt zwei Begriffe, die in diesem Zusammenhang verwendet werden: Flucht und Migration. Was ist der Unterschied?
Wir unterscheiden zwischen Flüchtlingen, die gezwungenermaßen ihre Heimat verlassen, und Migranten, die nach besseren Lebensbedingungen für sich und ihre Familien suchen. Diese Unterscheidung ist wichtig. Denn wir sind zum Schutz von Flüchtlingen verpflichtet. Im Gegensatz dazu kann aber jeder Staat selbst und nach seinen Bedürfnissen entscheiden, ob er Arbeitsmigranten aufnimmt.
Haben sich die Fluchtursachen im Laufe der Zeit verändert?
Fluchtursachen ändern sich ständig und sind von Land zu Land unterschiedlich. Aber wir können zumindest zwei längerfristige Trends feststellen: Zum einen gibt es schon seit längerem Kriege und Bürgerkriege, in denen die Zivilbevölkerung zur Zielscheibe wird und in denen es gezielt um Vertreibungen geht. Die so genannten "ethnischen Säuberungen" in den Jugoslawien-Kriegen waren dafür ein Beispiel. Zum anderen wird der Klimawandel künftig häufiger als Fluchtursache auftreten.
Wo kann Entwicklungszusammenarbeit ansetzen, um Fluchtursachen zu bekämpfen?
Quelle: SWP
Die Möglichkeiten sind begrenzt, vor allem bei politischen Fluchtursachen wie Kriegen und Bürgerkriegen. Im Kern gibt es aber vier Bereiche, in denen Deutschland und die EU tätig werden können: Zum einen bauen Programme zur Stärkung der rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in einem Land Konfliktpotenziale ab und tragen so zur Prävention von Flüchtlingskrisen bei. Außerdem wird es in Zukunft immer wichtiger sein, die Menschen bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, zum Beispiel mit entsprechenden Anbaumethoden, Bau- und Siedlungsformen.
Zweitens kann Entwicklungszusammenarbeit die Länder unterstützen, die Flüchtlinge aufnehmen und so Weiterwanderungen reduzieren. Am wichtigsten ist es hier, die Grundversorgung der Flüchtlinge zu sichern und sie zu erfassen und zu registrieren. Denn ohne Registrierung haben Flüchtlinge oft keine Beschäftigungs- und Einkommensperspektiven. Der dritte Bereich ist die Unterstützung von Partnerländern bei der Rückkehr und Reintegration von Flüchtlingen. Hier hilft Entwicklungszusammenarbeit ganz praktisch dabei, Beschäftigungsperspektiven im Herkunftsland zu schaffen und Strukturen wiederaufzubauen.
Und viertens muss mehr ungeregelte Wanderung in geregelte Formen gebracht werden. Dazu müssen EU-Staaten, die entsprechenden Bedarf haben, mehr Ausbildungs- und Migrationsprogramme anbieten und mehr Möglichkeiten für legale Migration schaffen.
Entwicklungszusammenarbeit gibt es seit vielen Jahren. Müsste sie nicht mehr Erfolge verzeichnen?
Das ist eine Dauerfrage, die man schlecht pauschal beantworten kann. Auch wenn es in der Stammtischdiskussion gerne anders gesehen wird: Es gibt viele erfolgreiche Entwicklungsprojekte, vom Aufbau von staatlichen und Verwaltungsstrukturen über die Mikrokreditvergabe, den Aufbau von Gesundheitssystemen und Sozialversicherungen bis hin zur Förderung von Gewerkschaften und ähnlichen Organisationen. Zudem gibt es weitere sichtbare Erfolge bei der globalen Reduzierung von Armut, bei denen man nicht genau sagen kann, ob Entwicklungszusammenarbeit dazu beigetragen hat. Aber man könnte ja auch mal fragen, wie die Entwicklung in vielen Weltregionen aussehen würde, wenn wir keine Entwicklungshilfe geleistet hätten.
Minister Müller fordert eine verstärkte Bekämpfung der Fluchtursachen auf allen Ebenen
Für Bundesentwicklungsminister Gerd Müller steht die Bekämpfung von Fluchtursachen im Mittelpunkt. Angesichts der ansteigenden Flüchtlingsströme fordert er: "Nicht die Abschottung Europas sollte im Vordergrund stehen, sondern die Bekämpfung der Fluchtursachen …. Wer Fluchtursachen verringern will, muss dort hingehen, wo die Not am größten ist. Er muss in Entwicklung investieren.“ (Internationale Politik Juli/August 2015)
Detaillierte Informationen zur Arbeit des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finden Sie auf der Sonderseite des BMZ zum Thema Flüchtlinge.
Kommentare: 3
Ich erlebe was Verrücktes gerade, ich bin seit 2000 in der Sozialarbeit- Weiterbildung, aber die deutsche Bürokratie, die Vorgaben der Kostenträger ( u.a. REZ und LAGOS ) verlangen für oft normale soziale Dienste und Arbeiten höchste passgenaue Abschlüsse. Also das richtige Diplom, obwohl man schon eins hat und mehre Abschlüsse, dazu richtige Qualifikationen und Berufserfahrung. Das gilt auch für Flüchtlingsbetreuung, dazu fordern die Träger und Kostenträger natürlich gute- sehr gute Fremdsprachenkenntnisse, also sollen im Prinzip Migranten die Flüchtlinge selber betreuen, man kann dann unter sich bleiben und alles regeln. Ich habe da keine Chance, würde ja gerne auch meine Fremdsprachenkenntnisse erweitern, gerne geschult werden, aber das will der Staat nicht. Ich bin also darum auch wieder mal arbeitslos. Ich fühle mich da mehr als veralbert von der deutschen Politik, vielleicht auch verraten. Gruß- Uwe
Das Geld das Deutschland derzeit für die Bewältigung der riesigen Flüchtlingsströme ausgibt, bzw. bereitstellen muss sollte man statt dessen dorthin senden wo es benötigt wird um die Flüchtlingstrosse zu stoppen, an Ort und Stelle zu helfen.
Deutschland lässt alles rein, ohne Rücksicht auf die eigene Bevölkerung und deren Sicherheit im eigenen Land!!!
WER gibt uns die SICHERHEITdas mit den Flüchtlingen nicht auch der IS hier einfällt und auch in unserem Land mordet weil wir diese Menschen hier alle aufnehmen. Wir, die Bevölkerung haben damit doch gar nichts zu tun. Wir müssen doch hinnehmen was hier alles in unser Land gelassen wird.
Langzeitarbeitslose sollen eingesetzt werden zur Betreuung der Flüchtlinge?
Aber nicht mit mir!
Arbeit für die Flüchtlinge so schnell wie möglich?
Wir haben genug eigenen Arbeitslose die gerne arbeiten würden, die erstmal versorgen!
Schließt die Grenzen bevor das hier eskaliert!
Es reicht!
Lesen das hier überhaupt die Leute der Regierung ?
Nach meiner Meinung ist die Entwicklungshilfepolitik anscheinend gescheitert, hat den Menschen in vielen Staaten nicht die Hilfe gebracht, die nötig gewesen wäre. Fluchtursachen haben ja in den letzten Jahren anscheinend zugenommen, wurde auch über Entwicklungshilfe und Außenpolitik ein trügerisches Bild von Europa und Deutschland vermittelt? Die Flüchtlinge wollen ja nun fast alle zu "Mom Merkel", setzen das massiv durch, bringen dafür alle Opfer, stimmen mit den Füßen so auch über die bisherige Außen- und Entwicklungshilfepolitik ab. Man muss da konsequenter die Fluchtursachen beseitigen, das wird aber sehr teuer und gefährlich, da man ja gegen banden, IS, Regimes u.a. Fürste in den Fluchtländern vorgehen muss oder diese bestechen muss. Man muss auch die EU- Außengrenzen wirklich sichern, denn wenn die Flüchtlinge erst einmal durch sind, dann sind sie nicht mehr zu halten. Deutschland ist deren goldenes Ziel. Gruß- Uwe