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Kanzlerin Merkel besucht Duisburg-Marxloh

In ihrem dritten Bürgerdialog diskutiert Bundeskanzlerin Angela Merkel heute mit rund 60 Bürgerinnen und Bürgern aus Duisburg-Marxloh über Lebensqualität in Deutschland.

Veröffentlicht:25.08.2015 Kommentare: 28

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Nach Berlin im Juni und Rostock im Juli nun also Duisburg: Heute trifft Bundeskanzlerin Angela Merkel dort rund 60 Bürgerinnen und Bürger zu ihrem dritten Bürgerdialog. Waren es in Rostock Schülerinnen und Schüler, die mit der Kanzlerin über gutes Lebens sprachen, kommen in Duisburg-Marxloh Menschen zusammen, die sich in ganz unterschiedlicher Weise für ihren Stadtteil engagieren. Vertreter der Kirchen, der Moschee, der Lokalwirtschaft sowie Sozial- und Bildungsträger gehören genauso dazu wie ehrenamtlich aktive Bürgerinnen und Bürger.

Stadtteil mit besonderen Herausforderungen

Marxloh im Duisburger Norden gehört zu den Stadtteilen, die aufgrund des Strukturwandels in den vergangenen Jahrzehnten vor besonderen Herausforderungen stehen. Der Rückzug der Montanindustrie seit den 1970er und 1980er Jahren hat starke Veränderungen gebracht, die Marxloh bis heute prägen: der Verlust von Arbeitsplätzen, sinkende Kaufkraft und der Fortzug ökonomisch stabiler Bevölkerungsschichten. Rund 64 Prozent der Marxloher haben einen Migrationshintergrund. Der Stadtteil ist stark vom Zuzug aus Südosteuropa betroffen: Aktuell wohnen 92 Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher sprachlicher, religiöser und kultureller Orientierung in Marxloh. Die Bürgerinnen und Bürger, die mit der Kanzlerin diskutieren werden, haben nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ihre ganz persönlichen Ansichten, was ein gutes Leben in Deutschland ausmacht.

Was die Marxloher vom Besuch der Kanzlerin erwarten

Mit fünf engagierten Marxlohern haben wir bereits vorab gesprochen und sie gefragt, welche Erwartungen sie an den Bürgerdialog mit Angela Merkel haben:

Anja Eisenberger-Amoah und Mike Amoah, Kinderärzte:

Anja Eisenberger und Mike Amoah aus Duisburg-Marxloh Anja Eisenberger-Amoah und Mike Amoah Quelle: Romina Konert

Wie verbessern Sie die Lebensqualität in Ihrem Stadtteil?
"Als Kinderärzte in einem Stadtteil wie Marxloh besteht ein Großteil unserer Arbeit in sozialpädiatrischen Aufgaben. Besonders am Herzen liegt uns die Prävention, zum Beispiel durch Vorsorgeuntersuchungen, RISKID [ein digitales Informationssystem für Ärzte, Anmerkung der Redaktion] und Impfungen. Insbesondere gehen wir auch auf die multikulturellen Bedürfnisse und Fragen unserer Patienten und Eltern ein."

Welche Erwartungen haben Sie an den Bürgerdialog mit der Bundeskanzlerin?
"Wir würden uns eine Sensibilisierung für großstädtische Fragestellungen wünschen, eine Verbesserung des Kinderschutzes und ein anderes Umgehen mit dem medizinischen Versorgungsstatus von nichtversicherten EU-Bürgern."

Halil Özet, Medienbunker und Initiative "Made in Marxloh":

Wie verbessern Sie die Lebensqualität in Ihrem Stadtteil?
"Ich bin Kameramann und Filmemacher und habe die Initiative 'Made in Marxloh' mitgegründet. Zum ersten Mal haben wir eine Guerilla-Marketing-Aktion zur Eröffnung der Merkez-Moschee 2008 gestartet. 2010 im Kulturhauptstadtjahr haben wir dann 100 Bräute mit Kleidern aus Geschäften der so genannten Hochzeitsmeile hier in Marxloh ausgestattet und sie über die gesperrte A40 laufen lassen. Wir haben versucht, Marxloh ein Gesicht zu geben und die Marke zu prägen, und es hat funktioniert. Das Bild, das wir von Marxloh zeigen wollen, soll ein reales sein: Ja, wir haben Probleme, aber wir haben auch Potenzial."

Welche Erwartungen haben Sie an den Bürgerdialog mit der Bundeskanzlerin?
"Ich hoffe, dass wir es schaffen, unsere Probleme zu transportieren, wie zum Beispiel die zu geringe Betreuung von Zuwanderern. Wir haben viele Projekte für Flüchtlinge und Zuwanderer organisiert, aber irgendwann ist man als Bürger mit seinem Engagement am Ende. Das gilt auch für 'Made in Marxloh'. Die Initiative bräuchte noch viel mehr Zeit und Ressourcen. Wir sind 'Made in Marxloh' und hoffen, dass Frau Merkel unser Potenzial fördert."

Pater Oliver Potschien, Georgswerk:

Pater Oliver Potschien vom Vorstand des Georgswerks in Duisburg-Marxloh Pater Oliver Potschien Quelle: Marc Plotzki

Wie verbessern Sie die Lebensqualität in Ihrem Stadtteil?
"Wir betreiben beispielsweise mit dem Projekt Infirmarium die einzige Notfallambulanz in Duisburg für Menschen ohne Krankenversicherung. Von ihnen gibt es etwa 10.000 in der Stadt. Außerdem sind wir hier im Georgswerk eine Anlaufstelle für rumänische und bulgarische Flüchtlinge und bieten unter anderem Deutschkurse an."

Welche Erwartungen haben Sie an den Bürgerdialog mit der Bundeskanzlerin?
"Ich erhoffe mir, dass sich die Kanzlerin die Sorgen und Nöte, aber auch die Freuden und Hoffnungen der Menschen hier in Duisburg anhört. Und dieses Zuhören würde mir im ersten Schritt auch völlig reichen."

Mehmet Özay, DITIB Merkez-Moschee:

Wie verbessern Sie die Lebensqualität in Ihrem Stadtteil?
"Ich war bis 2008 Vorsitzender des Moscheevereins hier in Marxloh und bin auch heute noch als beratendes Mitglied in verschiedenen Gremien tätig. Außerdem gehöre ich dem interreligiösen Kreis der benachbarten Kirchengemeinde an und beteilige mich auch sonst an Veranstaltungen, die das Leben im Stadtteil verbessern. Es gibt zum Beispiel den Runden Tisch Marxloh, der sich mit aktuellen Themen beschäftigt. Im Moment ist das zum Beispiel die Zuwanderung von vielen Menschen aus Rumänien und Bulgarien. Wir als Gesellschaft müssen diese Menschen stärker an die Hand nehmen."

Welche Erwartungen haben Sie an den Bürgerdialog mit der Bundeskanzlerin?
"Ich erwarte, dass die Kanzlerin ein ehrliches Bild von Marxloh mitnimmt, kein geschöntes. Deshalb würde ich mir wünschen, dass die Kanzlerin auch einen Rundgang durch Marxloh macht, um die Sorgen und Nöte der Menschen zu spüren und zu begreifen."

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Kommentare: 28

  • Zu den Zügen zurück nach Bulgarien, Rumänien u.a. sichere Staaten, ....ich bin dafür, dass die EU in diesen Staaten Lebens- und Existenzbedingungen unterstützt und fördert, damit diese Menschen dort in ihrer Heimat glücklich selbst bestimmt sich frei entfalten können. Die kommunistischen Regimes sind doch nun schon lange weg, warum nutzt man dort die Freiheiten nicht für seine Bürger aus, mit Hilfe der EU. Warum baut man dort nicht Wirtschaft und Dienstleistungen, Bildung, Gesundheit und Soziales etc. aus, das mag ich nicht verstehen. Warum einigt man sich nicht mit diesen Staaten über eine Rückführung der Asylsuchenden? Gruß- Uwe

  • Hallo, Hr. Charlton Heston, heute haben wir eine saubere Zuschauerdemokratie, es klappt bei den meisten Leuten mit der Selbstzensur oder dem Wegdrehen zu wichtigen Fragen und Themen. In der DDR war klar, vor wem man sich lieber vorsehen sollte oder was gleich oben angezeigt wird, aber es gab auch Nischen, die vielen politischen Witze, die aber auch von oben lanciert worden waren. Heute kann man ja fast alles sagen und schreiben, aber die Masse der mündigen Bürger ist eingeschlafen, will sich keine Probleme verschaffen, aber man wacht anscheinend doch ab und zu mal auf. Die Medien gehören auch den Mächtigen, man kann also von oben alles relativ gut lenken und koordinieren. Man muss nicht alles kaufen, was einem angeboten wird, man muss seine Spielräume nutzen, auch unbequem, darum mache ich hier auch mit. Ob es mir und anderen Menschen helfen kann, kann ich nicht einschätzen, nehme es aber nicht unbedingt an. "Die Gedanken sind frei"- zum Glück. Gruß- Uwe

  • Hallo UwE,

    auf all Ihre Fragen in Ihrem Beitrag vom 24.08. um 12:10 Uhr finden Sie die Antworten im Buch "1984" von George Orwell. Das Ministerium für Wahrheit, sein kontrollierendes Organ (die Gedankenpolizei), die politisch korrekte Sprache (Neusprech), die von allen "schädlichen" Begriffen gereinigt wird (Gesine Schwan sprach mal in einer Talk-Show von "belasteten Begriffen"), das Staatsfernsehen (bei dem Sie immer in der ersten Reihe sitzen und dafür auch noch zahlen dürfen) - all DAS haben wir, damit leben wir und es wird uns als allein seligmachender Lebensstil verkauft.

    Gut leben in Deutschland!