"Angst vor dem Alter darf es nicht geben"
Am 27. und 28. Juli 2015 tauschte sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe mit jeweils rund 60 Bürgerinnen und Bürgern in Krefeld und Berlin über Gesundheit, Pflege und Gesundheitsförderung aus.
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Quelle: BMG/Misztal
Warum er sich am Bürgerdialog beteiligt? Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe begründete es so: "Gesundheit zieht sich durch alle Lebensbereiche und wird von vielen Dingen des Lebens positiv oder negativ beeinflusst: von der Umwelt im Großen, von unseren Wohnbedingungen im Kleinen. Unsere Ernährung, unser Bewegungsverhalten und unser Lebensstil haben einen ganz entscheidenden Einfluss auf unsere Gesundheit. Und nicht zuletzt haben unsere Beziehungen und unsere Arbeitsbedingungen einen Einfluss auf unsere Gesundheit. Grund genug, diesem wichtigen Thema eigene Dialogveranstaltungen zu widmen. Für mich ist der Erfahrungsaustausch und Dialog wichtig. Das gehört zu meiner Vorstellung von einer repräsentativen Demokratie dazu. Der Dialog ist die Grundlage für die demokratische Meinungsbildung."
Gespräche ohne Zeitdruck
"Gut leben in Deutschland" – unter diesem Motto stehen die noch bis Oktober stattfindenden Bürgerdialoge der Bundesregierung. Der Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern soll konkrete Impulse setzen, um Politik künftig noch besser an ihren Bedürfnissen orientieren zu können. Für die Menschen in Deutschland ist ein effektives Gesundheitssystem wichtiger Bestandteil eines guten Lebens, das zeigten die ausgebuchten Bürgerdialoge am 27. Juli in Krefeld und am 28. Juli in Berlin mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Hier hatte der Minister die Gelegenheit, in einem offenen Forum und ohne Zeitdruck mit Bürgerinnen und Bürgern über ihre Vorstellungen von einer guten Gesundheitspolitik zu sprechen.
"Mehr Partner und weniger Wettbewerber" gewünscht
In einem so genannten World-Café haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kleinen Gruppen über die Frage "Was bedeutet für Sie Lebensqualität?" diskutiert. Die Antworten auf diese Frage wurden von den Teilnehmern festgehalten. Mitarbeiter des BMG begleiteten und protokollierten die Diskussionen. Im Anschluss wurden die Ergebnisse der Gruppen vorgestellt und gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Gröhe diskutiert.
Für die Beteiligten der beiden Bürgerdialoge zeichnet sich ein gutes Gesundheitssystem durch "mehr Partner und weniger Wettbewerber" aus – das wurde schnell deutlich. Schlüsselbegriffe der Gespräche waren unter anderem die Zusammenarbeit und die Kommunikation in den Gesundheitsberufen. Für viele Bürgerinnen und Bürger ist hierfür "mehr Mannschaftsgeist im Gesundheitswesen, weniger Konflikt und mehr Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe im Sinne der Patientinnen und Patienten" nötig.
Eindrücke von den Veranstaltungen in Krefeld und Berlin
Pflege war ein zentrales Thema
Ein zentrales Thema des Bürgerdialogs war der Bereich Pflege. Denn, so die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: "Angst vor dem Alter darf es nicht geben." Für die meisten der 2,7 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland bedeutet Lebensqualität, möglichst lange in der gewohnten Umgebung bleiben zu können. Dies erfordere nach Meinung des Bürgerdialogs "Verantwortung für die Gesundheit derer, die es alleine nicht schaffen." Die Pflegeversicherung spielt hierbei eine tragende Rolle. Sie unterstützt auf vielfältige Weise – von der Zahlung ambulanter Pflegekräfte bis hin zu Hilfen für pflegende Angehörige. Diese Unterstützung wurde mit dem Pflegestärkungsgesetz I ausgebaut: Seit dem 01. Januar 2015 erhalten Pflegebedürftige und ihre Angehörigen mehr Leistungen. Zugleich erhöht das neue Gesetz auch die Zahl der Betreuungskräfte in stationären Pflegeeinrichtungen.
Wie muss das Gesundheitswesen künftig aufgestellt sein?
Ein weiteres Schwerpunktthema der Bürgerdialoge war die generelle Frage, wie das Gesundheitswesen aufgestellt sein muss, damit auch zukünftig im Krankheitsfall oder bei einem Unfall eine gute, flächendeckende medizinische Versorgung gewähleistet ist. Beispielsweise kam in den Gesprächen der Vorschlag auf, das Berufsbild Landarzt zu verbessern. Aktuelle Zahlen zeigen: Das deutsche Gesundheitssystem kann insgesamt zuversichtlich in die Zukunft blicken. So gibt es in Deutschland 357.252 berufstätige Ärztinnen und Ärzte, rund 977.000 Pflegekräfte, 1.996 Krankenhäuser und 104.018 Arztpraxen (Stand: 2013). Bei der Komplexität des umfangreichen und differenzierten deutschen Gesundheitssystems überraschte es nicht, dass die Bürgerinnen und Bürger den Wunsch nach mehr Transparenz und einer Harmonisierung des Leistungssystems äußerten.
Auch das Thema Gesundheitsvorsorge reihte sich bei den Bürgerdialogen in diesen Zusammenhang ein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich darüber einig, dass Prävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die alle angeht. Es herrschte eine mehrheitliche Übereinstimmung, dass die Digitalisierung des Gesundheitssystems unter Wahrung des Datenschutzes vorangebracht werden muss.
"Eine menschliche Begleitung ist besser als eine medikamentöse"
Die Bürgerdialoge machten aber auch deutlich, dass den Beteiligten nicht nur eine gute Gesundheitsversorgung und entsprechende Leistungen wichtig sind. Ihnen geht es ebenso um ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis, bei dem es Zeit für vertrauliche Gespräche gibt. So waren viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Meinung: "Eine menschliche Begleitung ist besser als eine medikamentöse." Eng damit verknüpft war der allgemeine Wunsch, selbstbestimmt Entscheidungen über die eigene Gesundheit treffen zu können.
Kommentare: 10
Das habe ich ja schon in mehren Beiträgen hier und da gefordert, Menschen dürfen im Alter nicht dafür bestraft werden, dass sie im Arbeitsleben nicht auf der Sonnenseite der Arbeit und Gesellschaft sein durften. Es darf keine Angst der in diesem reichen Land Deutschland wohnenden Menschen geben vor Altersarmut, wer hier gelebt und gearbeitet hat, oft zu miesen und schlechten Bedingungen, der soll es im Alter und auch in der Pflege nachher nicht nochmal schlechter haben als andere. Die geburtenstarken Jahrgänge werden bald immer älter und pflegebedürftiger mit der Zeit, darunter auch viele sozial nicht so gut gestellte Menschen. Daran müssen Politik und Gesellschaft denken. Wie soll es den jungen Menschen mal im Alter ergehen, die heute keine oder erst zu spät oft nicht so gut bezahlte Arbeit finden? Diese Generationen werden noch mehr Ängste wegen Altersarmut haben, wenn Soziales und Pflege nicht auch mehr steuerlich- staatlich finanziert werden. Gruß- Uwe