Zugang zu Kultur erleichtern
Welchen Beitrag leistet die Kultur zu Ihrer Lebensqualität? Unter dieser Leitfrage diskutierten mehr als 160 Bürgerinnen und Bürger am Dienstag, 23. Juni, mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters in Halle/Saale. Einer der zentralen Wünsche der Gäste war, Kultur für noch mehr Menschen zugänglich zu machen.
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Am Dienstagabend, 23. Juni, war Kulturstaatsministerin Monika Grütters Gastgeberin eines Bürgerdialogs im Rahmen der Regierungsstrategie "Gut leben in Deutschland – was uns wichtig ist" zum Thema Kultur und Lebensqualität in Halle (Saale). Für die Veranstaltung hatte man den weit über die Grenzen Sachsen/ Anhalts bekannten Kulturort gewählt, die Moritzburg in Halle, Kunstmuseum der Saalestadt mit seiner herausragenden Feininger Sammlung.
Mehr als 150 interessierte Bürger, von jung bis alt - darunter auch Künstler und Künstlerinnen aus der Stadt und der Region - kamen um gemeinsam über Kultur, Kunst und Lebensqualität zu diskutieren.
Geplant war die Veranstaltung für einen lauen Sommerabend im herrlichen Innenhof der Burg. Bei den starken Gewittergüssen des Abends musste dann jedoch schnell umdisponiert und der Auftakt mit den anschließenden Gesprächsrunden in die modernen Innenräume des Kunstmuseums in der Moritzburg verlegt werden. Die Teilnehmer nahmen es gelassen und kamen dadurch schon vor der Diskussion in rege Gespräche. Nach einem musikalischen Auftakt zweier hervorragender Nachwuchskünstler am Merimbaphon und am Flügel eröffnete Monika Grütters mit einer kurzen Ansprache den Bürgerdialog: Für die Ministerin ist wichtig "Kulturpolitik dialogischer" zu gestalten: "Ich bin gespannt darauf, von Ihnen zu hören, wo Sie stehen, wie Sie Ihre Umgebung wahrnehmen – was Sie erfreut und was Ihnen fehlt", sagte Grütters.
Hemmschwellen sollen beseitigt werden
In insgesamt zwölf separaten Gesprächsrunden im Format des sogenannten WORLD CAFE’S diskutierten dann Bürger und Bürgerinnen zum Thema: Welchen Beitrag leistet die Kultur für Ihre Lebensqualität? Auf Flipcharts wurden die Thesen und Ergebnisse der einzelnen Diskussionsgruppen festgehalten. Die Ministerin konnte im Laufe des Abends an jedem der Tische Eindrücke und Erfahrungen sammeln, was Kultur für die Leben der Bürgerinnen und Bürger bedeutet und wie Kulturpolitik helfen kann, die Lebensqualität der einzelnen zu bewahren. Forderungen nach der Beseitigung von Hemmschwellen bei Kulturangeboten – intellektueller und materieller Art, der Verstärkung der kulturellen Bildung in Schule und Elternhaus oder auch die Erfahrung das Kunst und Kultur ein Leben reicher und sinnhafter macht, standen im Mittelpunkt der Diskussionen.
Die Ergebnisse der Gruppendebatten flossen am Ende der Diskussionen in eine von MDR- Moderator Thomas Bille moderierte Podiumsdiskussion ein. Neben Monika Grütters und Hortensia Völckers – der Direktorin der Kulturstiftung des Bundes- saß auch die in Halle für das private Puppentheater engagierte Unternehmerin Uta Harning und der Kulturjournalist Dirk Pilz auf der Bühne. Die aus den Gruppen knapp vorgetragenen Statements machten deutlich, welchen Stellenwert die Kultur bei den Teilnehmern hat und was nach Maßgabe der Bürger in der kulturellen Szene Deutschlands fehlt. Beispiele dafür waren: eine selbstverständliche und zu gewandtere Willkommenskultur für Migranten, eine qualifizierte kulturelle Bildung in den Schulen, ein sozial möglichst unverstellter Zugang zu Kulturleistungen sowie eine Absage an eine wie auch immer geartete ökonomische, politische oder weltanschauliche "Verzweckung" von Kunst.
Für künstlerische Freiheit und Unabhängigkeit
Kulturstaatsministerin Grütters fasste diesen gelungenen Bürgerdialog zur Kultur so zusammen: Das Engagement und das Herzblut, das sie bei der Diskussion erlebt hat, bestärkt sie, sich in der Kulturpolitik auf allen Ebenen weiterhin für die künstlerische Freiheit und Unabhängigkeit – auch finanziell – einzusetzen und die Bemühungen für die Verbreiterung von Teilnahmechancen an Kunst und Kultur weiter zu erhöhen. Sie fahre mit vielen Eindrücken und mancher Idee zurück nach Berlin. "Das macht Mut und Hoffnung" sagte die Ministerin zum Abschluss.
Der für alle interessante und von der Kulturstiftung des Bundes organisierte Abend auf der Moritzburg klang dann musikalisch unterstützt von Hallenser Nachwuchsmusikern in geselliger Atmosphäre aus.
Kommentare: 6
Darum finde ich es gut, hier in diesem Netz- Bürgerdialog die eigene Meinung offen und ehrlich zu schreiben, da ja offizielle Diskussionen doch oft gelenkt, gesteuert werden und das Ergebnis am Ende schon vorher feststehen (soll), die Diskussionen sind so zu lenken und so auch vorbereitet. Es ist schade, dass es so ist, aber wenn bei den Diskussionen dann nur das herauskommt, was von oben gewünscht wird, dann bringt das nicht alles im Sinne dere Zielstellung des Bürgerdialoges. Wichtig ist ja auch, wo arbeiten oder dienen die Teilnehmer solcher Diskussionsrunden, wem ist man verpflichtet, viele Leute wollen sich nicht unnötig den Mund verbrennen. Unstrittige Themen sind ja auch einfacher zu diskutieren, alles andere wird am Rande oder nicht beachtet. Gruß- Uwe
Kultur ist die tägliche Kunst, das Leben anzunehmen wie es ist und daraus zu schöpfen, was man selbst beitragen kann. Teile dieser Kultur sind der Alltag einer Hausfrau und Mutter genauso wie die Passionsspiele in Erl. Jeder einzelne Mensch kann seinen kulturellen Beitrag leisten, auch ohne damit dem Anspruch der Öffentlichkeit zu genügen, denn das kulturelle Ziel liegt in der Vermittlung einer eigenen Ansicht aus dem Gesamten, um damit möglichst viele Menschen in eine Interpretation mit einzubinden. Kultur ist der lebendige Teil einer Gesellschaft, der eröffnen kann, was dieser Gesellschaft wichtig und wertvoll ist. Ich kann z.B. einem Bild mit einem schwarzen Strich oder Farbkleksen darauf nichts abgewinnen und halte es für eine totale Überbewertung des Malers, dafür ein Vermögen hinzublättern, was aber wiederum das widersprüchliche Gesellschaftsbild der westlichen Welt darlegt in der Arm und Reich nicht nur finanziell immer weiter auseinander klaffen sondern offenbar auch geistig.
Als Teilnehmer dieser Veranstaltung war mein vorrangiger Eindruck, daß die vorgegebene Form der Meinungsäußerung in kleinen Gruppen, und deren Bündelung zu jeweils einer Kernaussage, eigentlich am Ende gerade verhindert haben, wozu wir gekommen waren, einen offenen Dialog. Viele wesentliche Aussagen wurden dabei durch Themen, die in dieser Runde unstrittig waren, und damit natürlich Mehrheiten fanden, verdrängt, und blieben damit ungehört. Dabei zielten gerade Beiträge die in der Bewertung keine Mehrheiten fanden in die Tiefe und den Kern des Themas. Damit war der Diskurs von vorneherein zu befriedet als daß m. E. daraus hilfreiche Erkenntnisse für die Zukunft gewonnen werden könnten.