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Selbstbestimmung und Teilhabe für Menschen mit Behinderung

Das selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung und eine Gesellschaft, in der Inklusion gelebt wird, sind zentrale Themen des Bürgerdialogs, den die Lebenshilfe Schleswig-Holstein am 19. Juni in Flensburg veranstaltet. Worüber die Dialogteilnehmer diskutieren wollen, berichtet Bärbel Brüning, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Schleswig-Holstein.

Veröffentlicht:18.06.2015 Kommentare: 4

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"Der Bürgerdialog bietet die Chance eines Dialogs vor Ort und zugleich die Möglichkeit, Wünsche und Erwartungen an die Bundesregierung äußern zu können. Diese Möglichkeit, sich aktiv einzubringen, nutzen wir gerne", sagt Bärbel Brüning, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Schleswig-Holstein, zu den Gründen, aus denen sich der Verein am Bürgerdialog "Gut leben in Deutschland – was uns wichtig ist" beteiligt. Am 19. Juni werden etwa 50 Teilnehmer erwartet, die von der Lebenshilfe mit Unterstützung der Stadt Flensburg zum Dialog über Lebensqualität eingeladen wurden.

Inklusion, Flüchtlinge und demografischer Wandel als zentrale Themen

Mit dem Bürgerdialog in Kellinghusen im Kreis Steinburg am 27. April hat die Lebenshilfe bereits Erfahrungen für weitere Bürgerdialogveranstaltungen sammeln können, auf die sie jetzt zurückgreifen. "Wir haben gelernt, dass es vor allem ausreichend Zeit zum Gespräch miteinander in den World Cafés geben muss. Es braucht eine Aufwärmphase zum Kennenlernen, damit keine Hemmnisse entstehen und jeder sagen kann, was ihm wichtig ist. Das ist in Steinburg etwas zu kurz gekommen, das soll in Flensburg besser beachtet werden", sagt Bärbel Brüning.

Auch wenn die Einladungen mit Unterstützung der Stadt Flensburg an einen größeren Kreis, auch außerhalb der Lebenshilfe, gingen, rechnet Bärbel Brüning damit, dass das Thema Inklusion an erster Stelle steht. "Insbesondere in Zusammenhang mit Barrierefreiheit ist das auch hier in Flensburg ein wichtiges Thema." Außerdem erwartet sie die Themen wie Flüchtlinge und demografische Entwicklung diskutiert werden, sowie Fragen der persönlichen Versorgung, auch der von Menschen mit Behinderung im Alter.

Lebensqualität von Menschen mit Behinderung verbessern

Die Lebenshilfe erhofft sich von der Dialogveranstaltung eine Verständigung über die unterschiedlichen Vorstellungen innerhalb der Gesellschaft und eine Entscheidung darüber, auf welche Gemeinsamkeiten man sich trotz aller Unterschiedlichkeiten festlegen kann. "Diese Ergebnisse sollen dann in den Gesamtprozess einfließen und wir hoffen, dass sich nachher auch etwas in ganz konkreten politischen Schritten wiederfindet", sagt Brüning.

Darüber hinaus wünscht sich die Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung deutlich mehr Selbstbestimmung und Teilhabemöglichkeiten. "Dazu gehört die Verwirklichung eines Wunsch- und Wahlrechtes bei der Frage des Wohnens und entsprechend deutlich mehr Wohnangebote. Zu mehr Teilhabe an kulturellen und Freizeitangeboten ist eine persönliche Assistenz notwendig, die oft nicht bezahlt wird. Für junge Eltern wünschen wir uns vor allem, dass sie mit behinderten Kindern herzlich willkommen geheißen werden in den Schulen", so Bärbel Brüning zu einigen Themen, die der Lebenshilfe am Herzen liegen. Darüber hinaus wünschen sich Menschen mit Behinderung mehr Barrierefreiheit in Freizeitstätten und Ämtern sowie eine Wertschätzung ihrer Arbeit in den Werkstätten, bei gerechter Entlohnung.

Nach der Veranstaltung in Flensburg lädt die Lebenshilfe zu zwei weiteren Bürgerdialogen unter dem Motto "Gut leben in Deutschland – was uns wichtig ist" ein.

Was ist Ihnen besonders wichtig im Leben? Beantworten auch Sie die beiden Fragen des Bürgerdialogs.

Kommentare: 4

  • Zunächst müsste festgelegt sein, was Selbstbestimmung überhaupt bedeutet, denn dieser Begriff stellt sich heute über das entsprechende Recht, indem er von Menschen vertreten wird, die diesem Selbst als Außenstehende gegenübertreten, ohne weitere Kenntnisse über den Lebenslauf dieses selbstbestimmten Menschen. Gerade geistige Behinderung aber auch psychische Erkrankungen werden dazu missbraucht Macht auszuüben, ohne das Recht auf Selbstbestimmung auch nur in Ansätzen zu vertreten. Die Sterilisation bei geistiger Behinderung eines volljährigen Menschen kann nur gerichtlich erwirkt werden, auch wenn sie vom Behinderten selbst ausdrücklich gewollt ist. Nun stellt sich mir die Frage, welche Logik ist damit begründet, dass ich mich zwar als 100% geistig behinderter Mensch für ein Kind entscheiden darf, jedoch nicht dafür, wie ich eine nicht gewollte Schwangerschaft verhüte. Zudem wird für den kompletten Vorgang ein externer, speziell dafür eingesetzter Betreuer vom Gericht bestellt.

  • Vielleicht noch ein Gedanke an ALLE, die das Thema nicht als so wichtig sehen, JEDER von UNS ALLEN kann schneller mal behindert oder beeinträchtigt werden, leben müssen, als es UNS lieb ist. Das geht so schnell, neben Krankheit oder schon seit Geburt kann man schnell auch im Haushalt, bei der Arbeit, auf dem Weg hin oder zurück von der Arbeit, im Urlaub und auch durch Gewalt behindert werden. Niemand ist davor sicher, darum sollte man das Thema oder die Bereiche Miteinander und Fürsorge, Verständnis, Zuhören können und wollen und "Hilfe ohne Aufdrängeln anbieten" zwischen Menschen mit und ohne Behinderung intensiv diskutiert und beraten werden, in allen Altersgruppen und auch zwischen sozialen Schichten. Gruß- Uwe

  • Leider gibt wes ja überall Quoten und Quotenandrohungen, man sollte als Politik und Staat mit mehr Förderung die Firmen und Arbeitgeber anregen, mehr Behinderte wirklich "freiwillig" zu beschäftigen. Wer als Arbeitgeber eine Quote erfüllt, die über einen gewissen Pflichtstand liegt, sollte von Staat und Politik belohnt werden, wirklich entschädigt werden. Man kann ja leider oft nur mit Anreizen- vor allem Geld etwas in Bewegung setzen. Die Betreuung der Behinderten in den Firmen könnte ja auch durch externe Dienstleister aktiv unterstützt werden. Gruß- Uwe