Ein Dialog im Rückblick
Die Bucerius Law School in Hamburg hat - gemeinsam mit weiteren Hochschulen - am Bürgerdialog der Bundesregierung teilgenommen und einen eigenen Dialog organisiert. Das ist nun einige Monate her. Heute fragen wir nach, welchen Eindruck dieser Dialog bei den Beteiligten hinterlassen hat.
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Quelle: Arian Henning
Frau Dr. Ulrike Pluschke hat die Dialogveranstaltung in der Bucerius Law School im letzten Jahr maßgeblich mitorganisiert. Sie ist Direktorin des Zentrums für Studium generale und Persönlichkeitsentwicklung an der Bucerius Law School. Wir wollen von ihr und einem Studierenden, Herrn Thilo Kerkhoff, wissen, wie zufrieden sie mit dem Dialog waren und welchen Eindruck er bei ihnen hinterlassen hat.
Frau Dr. Pluschke, waren Sie mit der Veranstaltung zufrieden? Was hat Ihnen gefallen, was nicht?
Ich habe sehr positive Erfahrungen mit dem Bürgerdialog gemacht. Wir haben die Veranstaltung mit einem Netzwerk von Hochschulen aus dem norddeutschen Raum organisiert, die alle einen fachübergreifenden Programmbereich in ihr Ausbildungskonzept integriert haben. Bisher haben wir uns nur auf kollegialer Ebene, also unter den Mitarbeitern der Hochschulen, ausgetauscht. Beim Bürgerdialog kamen nun zum ersten Mal Studierende der verschiedenen Hochschulen miteinander ins Gespräch. Es sind dabei Menschen unterschiedlicher Disziplinen aufeinandergetroffen und haben sich zu einem für alle interessanten und unmittelbar relevanten Thema, zur Lebensqualität in Deutschland, verständigt. Das war ein ganz spannender, fruchtbarer Austausch.
Haben Sie Rückmeldungen von Studierenden zu dem Dialog bekommen?
Einmal in intensiven Austausch mit Studierenden anderer Fachrichtungen und Hochschulen zu kommen, das kam sehr gut an bei den Teilnehmern. Auch die Initiative der Bundesregierung, sich mit den Bürgern in einem Dialog über die Lebensqualität in Deutschland zu verständigen, wurde sehr positiv aufgenommen. Es war den Teilnehmern aber ein großes Anliegen, dass die Ergebnisse entsprechend dokumentiert und daraus auch konkrete Maßnahmen und Ziele für die Politik in Deutschland abgeleitet werden. Mit der Teilnahme waren also auch hohe Erwartungen verbunden.
Welche Eindrücke von dem Dialog sind Ihnen geblieben?
Für uns war es toll zu sehen, wie engagiert und weitsichtig die Studierenden waren: dass sie sich eben nicht nur um ihr eigenes privates Umfeld kümmern und um das eigene Fortkommen sorgen, sondern dass sie die gesamte Gesellschaft im Blick haben und sich dort einbringen wollen. Themen wie Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit wurden sehr groß geschrieben.
Was ist für Sie persönlich gutes Leben?
Mir persönlich ist das Thema Freiheit sehr wichtig. Aber auch Gesundheit, Zeit mit der Familie und eine gewisse materielle Grundsicherung spielen natürlich eine Rolle. Mir ist auch wichtig, mich in einem größeren Zusammenhang für die Gesellschaft zu engagieren und einzubringen.
Und was bedeutet für Sie Lebensqualität in Deutschland?
Ich denke, es ist immer wieder wichtig, sich klar zu machen: Was sind unsere Werte? Was müssen wir dafür tun, dass wir in einer freiheitlichen, aufgeklärten Gesellschaft leben können? Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind hier wichtige Fundamente, die wir gar nicht hoch genug schätzen können - in Deutschland nehmen wir sie häufig für selbstverständlich, müssen uns aber immer wieder aufs Neue aktiv für diese Werte einsetzen. Dabei dürfen wir auch Solidarität und Gerechtigkeit nicht aus dem Blick verlieren.
Herr Kerkhoff, Sie haben an dem Dialog teilgenommen. Hat die Veranstaltung Ihre Erwartungen erfüllt? Was hat Ihnen gefallen, was nicht?
An der Veranstaltung in der Bucerius Law School hat mir besonders die Vielseitigkeit der Teilnehmer mit Studierenden diverser Fachrichtungen gefallen. Gerade wenn es um Gestaltungsfragen geht, sind viele junge Perspektiven sehr bereichernd. Inhaltlich hätte ich mir gewünscht, dass über die individuellen Vorstellungen hinaus stärker Meta-Fragen in den Blick genommen werden: Wie stellen wir uns unsere Gesellschaft, Europa und Deutschland vor?
Haben Sie das Thema Lebensqualität nach der Dialogveranstaltung noch mal mit Mitstudenten oder Freunden diskutiert?
Auch in meinem Bekanntenkreis haben wir lebhaft diskutiert, was gutes Leben ausmacht und wie individuelle Vorstellungen mit Organisationen vereinbart werden können – sei es mit der Familie, Freundeskreisen, Arbeitgebern oder gesamtgesellschaftlich. Uns hat immer wieder überrascht, welche große Rolle abstrakte Wertvorstellungen in unseren Annährungen an eine Definition spielen.
Welche Eindrücke von dem Dialog sind Ihnen geblieben?
Bleibend ist der Eindruck, dass es auf das Thema Lebensqualität im Detail sehr individuelle Perspektiven gibt. Gleichzeitig bauen die individuellen Definitionen oft auf ähnlichen, gemeinsamen Wertvorstellungen auf. In unserem Dialog war Freiheit das überstrahlende Grundkonzept.
Nachdem Sie sich intensiv mit dem Thema Lebensqualität beschäftigt haben: Haben sich bei Ihnen Perspektiven geändert?
Es hat sich für mich gezeigt, dass Lebensqualität auf vielen Ebenen stattfindet. Sei es in großen gesellschafts-politischen Konzepten und Philosophien, sei es in praktischen Dingen wie unserer Infrastruktur aber auch im eigenen, individuellen Lebensmoment. Unsere Grundkonzepte und Werte strahlen dabei durch alle Ebenen und waren in unserem Dialog erstaunlich konsensfähig.
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