So funktioniert die Auswertung
Nun liegen alle Antworten auf dem Tisch und die Experten haben mit der Auswertung begonnen. Wie genau das geht, erklären sie selbst - diejenigen, die gerade an der Auswertung arbeiten: Dr. Annie Waldherr von der Freien Universität Berlin, Alexander Stumpfegger von der CID GmbH und Dr. Anika Rasner, Ansprechpartnerin für die Auswerter im Bundeskanzleramt.
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Quelle: Bundesregierung/Stutterheim
Bei der Auswertung kommt es darauf an, die Antworten und Themen der Menschen aus ganz verschiedenen Quellen zusammen zu bringen. Da sind die Antworten, die online und per Postkarte eingegangen sind. Und auf der anderen Seite die vielen Gedanken und Ideen der Menschen, die an den Dialogen vor Ort teilgenommen haben. Die Qualität der Aussagen ist in ihrer Ausführlichkeit und Genauigkeit sehr unterschiedlich. „Die Auswertung erfasst also nicht nur die großen Themen von Lebensqualität wie Familie und Gesundheit, sondern beinhaltet oft auch sehr konkrete Wünsche wie zum Beispiel eine eigene Internetplattform für Hörgeschädigte“, erklärt Dr. Anika Rasner aus dem Bundeskanzleramt.
Mit technischer Unterstützung
Zunächst werden alle Antworten digitalisiert. Die CID GmbH hat eine hochmoderne und lernfähige Software entwickelt, die große Textmengen wie sie im Bürgerdialog gesammelt wurden, systematisch auswerten kann. „Unsere Software Topic Analyst “liest” die Beiträge automatisch und bereitet sie für die Auswertung vor. Dabei bleiben alle Informationen im Detail erhalten, Analysten können aber sehr schnell erkennen, was die Themen sind, die die Bürger bewegen,“ betont Alexander Stumpfegger von der CID GmbH.
Aber die Software kann noch mehr. „Die Erkennung von Tonalitäten gehört zu den Analysefunktionen von Topic Analyst. Dadurch können positive, negative und neutrale Aussagen identifiziert und analysiert werden. Die letztliche Interpretation obliegt weiterhin dem Menschen, da Computersysteme mit Ironie bis heute noch nicht verlässlich umgehen können“, erläutert Stumpfegger.
Mit wissenschaftlicher Erfahrung
Dafür ist die Freie Universität (FU) Berlin im Boot, die Erfahrung darin hat, Antworten wie sie im Bürgerdialog eingegangen sind, inhaltlich zu analysieren. „Bei der Inhaltsanalyse geht es darum, die mehreren tausend Antworten systematisch zu erfassen und so zu verdichten, dass auf einen Blick sichtbar wird, welche Themen den Bürgerinnen und Bürgern besonders wichtig sind,“ erklärt Dr. Annie Waldherr von der FU.
Die Analysten der FU entwickeln dazu aus den Erkenntnissen der CID ein Kategoriensystem: Die vielen verschiedenen Themen der Bürgerinnen und Bürgern werden in Ober- und Unterkategorien sortiert. „Äußert eine Bürgerin zum Beispiel den Wunsch, neben der Arbeit noch ausreichend Zeit für die Familie haben zu können, wird dies in der Kategorie „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ aufgenommen,“ so Waldherr. Hinzu kommt: „Manche Bürgerinnen und Bürger nennen allgemeine Stichworte wie Arbeit oder Familie, andere nennen konkrete Aspekte, zum Beispiel Artenschutz.“ Das Kategoriensystem macht es möglich, die sehr unterschiedlichen Antworten sinnvoll zu sortieren. Und falls neue Aspekte hinzukommen, wird das System durch neue Kategorien ergänzt.
Indikatoren für Lebensqualität
„Mit dem Bürgerdialog wurde der Blick auf Lebensqualität in Deutschland um die Perspektive der Bürgerinnen und Bürger erweitert“, so Dr. Anika Rasner. Bisher wurde Lebensqualität nur am Wirtschaftswachstum gemessen. Politische Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Statistiker sind sich aber inzwischen einig, dass Lebensqualität mehr ausmacht, als eine florierende Wirtschaft.
Die Ergebnisse des Bürgerdialogs bilden jetzt die Grundlage für die Suche nach neuen Maßeinheiten, so genannten Inikatoren, zur Beschreibung von einem guten Leben. Auch wird sich damit zeigen, ob sich die Lebensqualität in Deutschland verbessert oder verschlechtert hat und wenn ja, in welchen Bereichen.
Die neuen Indikatoren sollen künftig Maßstab für politisches Handeln sein. „Was Menschen wichtig ist, muss der Politik Auftrag sein“, so Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Start des Bürgerdialogs.
Der Bericht zur Lebensqualität in Deutschland, das Indikatoren-System zur Messung von Lebensqualität sowie der Aktionsplan sollen bis Mitte 2016 vorliegen, dann von der Bundesregierung beschlossen und im Bundestag debattiert werden.
Kommentare: 11
2016 wird schon ein spannendes Jahr werden, in Deutschland, auch mit oder wegen der Ereignisse in Köln und anderswo. Ein belgischer Politiker will doch Asylbewerber in Belgien zwingen zur Teilnahme an Kursen, wo man Männern und Frauen Asylbewerbern die westlichen Verhaltensnormen auch u.a. gegenüber Frauen erläutert. Keine freiwillige Teilnahme, sondern Pflicht mit Folgen bei Verweigerung. Ich finde das gut und korrekt, denn so bekommen auch die Frauen fremder Kulturkreise ihre Rechte erläutert, können sich hier ggf. neu orientieren. Deutschkurse reichen einfach nicht aus, wenn ansonsten alles so weiter bleibt wie vorher. Aber hier in Deutschland streitet man sich ja über alles andere, über freiwillige oder erzwungene Integration von Flüchtlingen. Nun rauchen die Köpfe bestimmter Leute, die bisher ja sinnbildlich immer die Deutschen schlechter gemacht haben als die Flüchtlinge, zumindest in offiziellen Kommentaren. ALLES GUTE für 2016, Frieden und Gesundheit- Uwe
Das Ergebnis der Auswertung durften wir Sylvester am Kölner Hauptbahnhof auf der Domplatte erleben. Die Realität lässt sich längst nicht mehr von den von der Politik beauftragten, öffentlich-rechtlichen Volksverarschern (Staatspresse/-medien) leugnen. Die Wahrheit schmerzt unsere linksdrehenden Gutmenschen, nicht wahr, Rosi? Mich nicht, denn ich informiere mich im Ausland, beobachte seit über 30 Jahren die Entwicklung in den europäischen Metropolen (z.B. London) und habe die Zeichen gesehen. Aber als Politiker bewegt man sich mit Leibwächtern in Luxushotels und hinter polizeibewachten Stacheldrahtzäunen. Entsprechend abgehoben und wirklichkeitsfremd ist die Beurteilung der Lage im eigenen Land. Wir sollten von den Polen und den Tschechen lernen.
Frohes Neues! - Es bleibt nicht alles beim alten!
Ich wünsche den Auswertern viel Erfolg, die Zeit dazu, auch wirklich alles sichten zu können, zu werten, besonders auch unbequeme Dinge, die sonst so bei offiziellen Veranstaltungen des Bürgerdialoges mit den Politikern kaum angesprochen worden sind. Schade, dass dieser Dialog zu Enge ist, er hat ja allen Beteiligten sicher etwas gebracht, sei es auch nur das Mitmachen mit quer-denkerischen, zukunftsweisenden und kritischen Gedanken. Mögen viele Politiker, Minister und Entscheidungsträger des Staates diesen Bürgerdialog verinnerlichen, reinschauen, die Blogs auch wirklich sichten, nicht nur andere auswerten lassen. Man wollte ja sicher wissen, was die Menschen so denken und meinen zu den vorgegebenen Themen.
Viele Festtagsgrüße- Uwe Mergel