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Heißt digital leben auch gut leben?

Darüber diskutierten Bürgerinnen und Bürger mit Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière in der Bundeskunsthalle in Bonn am 30. September. Die Vorteile der Digitalisierung waren genauso Thema wie die Nachteile.

Veröffentlicht:01.10.2015 Kommentare: 1

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Rund 60 Bürgerinnen und Bürger aus Bonn und Umgebung sprachen mit Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière und dem Präsidenten des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, Michael Hange, über Digitalisierung und darüber inwieweit sie die Lebensqualität beeinflusst. Nicht nur Studierende und Schüler sowie Start-up-Gründer und Arbeitnehmer aus dem IT-Bereich waren dabei, sondern auch Eltern und ältere Menschen.

So unterschiedlich die Teilnehmer, so verschieden die Ansichten

"Ich habe ständig das Gefühl, ich verpasse etwas", gab eine jüngere Teilnehmerin zu. Andererseits biete das mobile Internet auch die Möglichkeit, unmittelbar an Ereignissen teilzuhaben, ohne vor Ort sein zu können oder zu müssen. Eine Mutter klagte darüber, ihre Kinder nicht mehr vom Smartphone wegzubekommen: "Es ist die Pest", sagte sie. Es brauche mehr digitale Erziehung und Bildung, auch in Schulen. Schließlich werde mittlerweile gar nicht mehr hinterfragt, ob das, was im Internet behauptet wird, auch tatsächlich stimme. Ein weiterer Teilnehmer forderte mehr Live-Streams, damit er mitverfolgen könne, was im Stadtrat wann und wie entschieden werde. Auch darum müsste der Netzausbau schnell vorangebracht und Breitband-Internet billiger angeboten werden.

Moderator Sven Oswald hatte ein gutes Gespür dafür, wie er den Teilnehmenden entlocken konnte, was sie sich konkret vom Staat in Sachen Digitalisierung wünschen: Breitbandausbau, Open Government, Unterstützung der digitalen Wirtschaft und Innovationen, aber auch mehr digitale Bildung und besseren Schutz vor den Risiken des Internets.

Nutzen trotz Risiken

Dr. Christian Matt, Experte für "Digital Life" an der LMU München, präsentierte interessante Forschungsergebnisse: Viele Internetnutzer nutzen kostenlose Apps und andere mobile Angebote, obwohl sie die Nachteile und Risiken kennen. Denn: Wer hat nicht schon mit einem Routenplaner den kürzesten Weg zum Ziel gefunden oder die nächste Bahnverbindung ausfindig gemacht? Und auch wenn wir den eigenen Aufenthaltsort hierdurch preisgeben: Ist es nicht manchmal sogar im Sinne der Sicherheit geboten, zum Beispiel beim Wandern mit GPS? "Ich mache das, weil in dem Moment der kurzfristige Nutzen überwiegt", räumte eine Studentin ein.

Kommentare: 1

  • Ständig erreichbar und doch nichts erreicht, so könnte man die digitale Mediennutzung vieler Menschen beschreiben. Man macht sich abhängig von dieser Technik und diesen Anbietern, aber man gibt dafür auch manche Freiheiten auf. Geht es wirklich nicht mehr ohne Handy, Smartphone etc., alle, fast alle haben solche Technik, selbst Millionen Flüchtlinge. Digitales Fernsehen ist bei Schlechtwetter, Gewitter störanfälliger als früher das analoge Fernsehen, das ist oft schon belastend. Aber die Masse der Menschen scheint glücklich damit zu sein, hat sich der digitalen Technik unterworfen, nimmt die Risiken gerne in Kauf. Gruß- Uwe