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"Gute Arbeit und gutes Leben setzen eine gute Qualifikation voraus"

Bundesministerin Andrea Nahles diskutierte mit rund 100 Bürgerinnen und Bürgern über Lebensqualität. Die regen Diskussionen drehten sich besonders um das Thema Fachkräftemangel.

Veröffentlicht:23.09.2015 Kommentare: 4

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Am 17. September diskutierte Bundesministerin Andrea Nahles in der Mensa der Universität Konstanz mit Bürgerinnen und Bürgern über die Aspekte von Gut Leben in Deutschland. Wie schon in Essen nutzen die Gäste die Gelegenheit, Ministerin Nahles nicht nur Fragen zu stellen, sondern ein Bild vom Leben in Konstanz zu zeichnen. Die Wirtschaftsstruktur in Konstanz sei schon speziell, meinte Bürgermeister Dr. Andreas Osner in seiner Begrüßung, es sei eine Stadt mit annähernder Vollbeschäftigung und habe in bestimmten Branchen im Gegenteil eher einen Mangel an Arbeitskräften.

Moderatorin Christine Watty musste auch in Konstanz das Publikum nicht lange bitten, in die Diskussion einzusteigen und sich rege zu beteiligen.

In der Gastronomie zeige sich, so ein Teilnehmer, sehr stark der angesprochene Fachkräftemangel, und adressierte sogleich den Wunsch ans Arbeitsministerium, diesem Problem durch eine stärkere Flexibilisierung der Arbeitszeit in der Gastronomie zu begegnen. Ministerin Nahles erläuterte mit Bezug auf Studien der Deutschen Unfallversicherung zur erhöhten Unfallgefahr bei längeren Schichten, warum ihrer Meinung die bestehenden Regelungen ausreichten und verwies auf die Möglichkeit der Sondergenehmigung von 12-Stunden-Schichten in der Gastronomie.

"Aufwertung von Dienstleistungen Mensch zu Mensch"

Auch die Altenpflegebranche litte unter einem starken Fachkräftemangel, führte eine Teilnehmerin aus, deswegen gäbe es hier Schwierigkeiten, Nachwuchs zu finden und gestandene Kräfte zu halten. "Wir müssen in unserer Gesellschaft die Prioritäten verändern", so Ministerin Nahles, "Deutschland ist ein Technikland - wir brauchen aber jetzt eine Aufwertung von Dienstleistungen Mensch zu Mensch" Sie räumte ein, dass das geplante Pflegestärkungsgesetz mit der Anhebung des Pflegeschlüssels nur ein Beitrag zur Lösung des Problems sein könne.

Engagement, Digitalisierung, Qualifikation waren nur einige Aspekte der Themenpalette, die in der Diskussion immer wieder genannt wurden, z.B. als es um den oft nicht reibungslosen Übergang vieler Jugendlicher von der Schule in den Beruf ging. Ministerin Nahles verwies auf die perspektivisch bundesweiten Jugendberufsagenturen, die förderungsbedürftige Jugendliche dabei unterstützen sollen, nach der Schule eine Ausbildung zu finden und sie durchzuhalten. "Gute Arbeit und gutes Leben setzen eine gute Qualifikation voraus", so Andrea Nahles, "das wissen wir schon lange und merken es gerade jetzt auch in der aktuellen Flüchtlingsdebatte." Sie betonte, dass für die wichtige und schnelle Integration der Flüchtlinge Deutschkenntnisse essentiell seien und lobte die vielen Bildungsinitiative allerorts.

Die Räumlichkeiten der Universität Konstanz erwiesen sich als anregender Rahmen für die Dialog-Veranstaltung: Die Gäste diskutierten bei einem kleinen Imbiss noch lange und intensiv untereinander weiter.

Kommentare: 4

  • In den Firmen wird die Initiative der Mitarbeiter zu oft von Führungs- und Leitungskräften gebremst, nicht gewollt, meist zertifizierte Hierachien verhindern und behindern die Umsetzung und Nutzung des Sach- und Fachwissens von Mitarbeitern für die Unternehmensziele, man hat oft Angst vor kreativen und schöpferischen Mitarbeitern. Ich habe das oft genug erleben müssen. Unternehmensstrukturen sollen doch, wenn es sein muss, nur nach unten hin verändert werden. Nach oben soll doch bitte meistens alles bleiben.
    Banken geht das eigene Gewinnstreben vor das Wohl ihrer Kunden. Geschäftsideen von Kunden werden da als Risiko betrachtet, es könnte ja was passieren.

  • Ich habe noch vergessen zu erwähnen, dass auch die Banken mehr auf ihr eigenes Gewinnstreben achten als darauf, lukrative Geschäftsideen ihrer Kunden nach ihren Möglichkeiten umzusetzen.

  • Ich glaube, es mangelt nicht an Arbeitskräften mit Fachwissen, es mangelt eher an der Bereitwilligkeit von Unternehmern dieses Fachwissen in lukrative Unternehmensstrukturen zu lenken, die dem Gemeinwohl dienen. Gerade große Arbeitgeber sehen ihr Potential doch am ehesten im Kapital und nicht im Fachwissen ihrer Mitarbeiter.