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Mehr Muße für soziales Engagement

Am 1. September 2015 luden der Deutsche Naturschutzring (DNR) und die Arbeiterwohlfahrt (AWO) zum Bürgerdialog nach Berlin ein. Im "Haus der Demokratie und Menschenrechte" diskutierten 26 Teilnehmer über Lebensqualität in Deutschland. Im Fokus standen dabei Themen wie soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz – aber auch der Wunsch nach Entschleunigung und Ruhe.

Veröffentlicht:03.09.2015 Kommentare: 2

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In ihrem Grußwort zu Beginn ermunterten die Veranstalter die Teilnehmer, das Thema Lebensqualität auch im internationalen Kontext zu betrachten und sowohl soziale als auch ökologische Einflussfaktoren zu berücksichtigen. "Können wir gut leben, wenn es anderen schlecht geht?" fragte Brigitte Döcker vom Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt e. V. Und Martin Geilhufe vom Deutschen Naturschutzring erinnerte an die aktuelle Flüchtlingsdebatte und regte an, bessere Lebensbedingungen für alle zu fordern: "Wie sieht für Flüchtlinge gutes Leben aus? Wie können wir sie willkommen heißen?"

Soziale Gerechtigkeit und mehr "Raum für Muße"

In einer ersten Runde stellten sich alle Teilnehmer vor. Jeder schilderte kurz und prägnant, was ihm im Leben persönlich wichtig ist. Die Beiträge reichten von "meine Familie und Freunde", "eine gute gesundheitliche Versorgung" über "soziale Gerechtigkeit" bis hin zu "mein Fahrrad". Eine Teilnehmerin sprach sich für persönliche Entfaltung "jenseits der Norm" aus und wünschte sich Entschleunigung und "Raum für Muße". Wichtig waren den Teilnehmern außerdem eine gesunde Lebensumwelt und nachhaltig produzierte Lebensmittel. Ein Teilnehmer sagte: "Ich möchte Verantwortung übernehmen und wünsche mir, dass mich die Politik dabei unterstützt."

Die Teilnehmer arbeiteten anschließend in Kleingruppen zusammen, um die Frage "Was macht Lebensqualität in Deutschland aus?" zu diskutieren. Die Ergebnisse wurden von jeder Gruppe präsentiert und gemeinsam mit der Moderatorin Cordula Nowotny in Themenkategorien zusammengefasst. Zentral waren dabei Themen wie Chancengleichheit, Gerechtigkeit und Demokratie. Die Teilnehmer regten an, den Zugang zu Bildung und gesundheitlicher Versorgung zu erleichtern und forderten die gleiche Bezahlung für Männer und Frauen. Die ehrenamtliche Arbeit, zum Beispiel Hilfsprojekte für Asylbewerber, solle gefördert werden, damit sich mehr Menschen für soziale Belange engagieren. Um sich zu engagieren, brauche man aber auch Zeit – Zeit sei eine wichtige Grundlage für Gemeinsinn und Solidarität. Daher wurden auch flexible Arbeitszeiten gefordert.

"Der Mensch soll nicht der Wirtschaft dienen, sondern die Wirtschaft dem Menschen"

Intensiv wurde zudem das Thema Umwelt diskutiert. Durch Bildung und Aufklärung solle innerhalb der Bevölkerung mehr Umweltbewusstsein entstehen, insbesondere bereits bei Kindern. Ein Teilnehmer forderte, man müsse "weg von der Auto-affinen Erziehung" und vielmehr die Fahrradkultur stärken. Dafür brauche man jedoch bessere Fahrradwege und mehr Tempo-30-Zonen in Städten. Der öffentliche Nahverkehr, gerade im ländlichen Raum, müsse ausgebaut werden und bezahlbar bleiben. Die Teilnehmer wünschten sich überdies "grüne Erholungsräume in der Großstadt" als Ruhe-Oasen sowie Schutz vor Lärm und Feinstaub.

Auch die Themen Wirtschaft und Wohlstand wurden besprochen. Vorschläge der Teilnehmer waren ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürgerinnen und Bürger sowie eine Reform der Vermögens- und Erbschaftssteuer. Wirtschaftspolitik dürfe nicht nur auf Wachstum setzen. Deutschland müsse "weg vom wirtschaftlichen Wachstumszwang" und sich auf die Entwicklung eines nachhaltigen Wirtschaftsmodells konzentrieren. "Der Mensch soll nicht der Wirtschaft dienen, sondern die Wirtschaft dem Menschen", so eine Teilnehmerin.

Einig waren sich alle darin, dass das Thema "Lebensqualität in Deutschland" nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern dass die Suche nach besseren Lebensbedingungen im Sinne einer "globalen Gerechtigkeit" auch über die deutschen Grenzen hinausgehen muss. Immer wieder wurde herausgestellt, dass Bildung Schlüssel und Voraussetzung für alle Aspekte der Lebensqualität sei.

Kommentare: 2

  • Soziale Gerechtigkeit und mehr "Raum für Muße", ja, das ist eine wichtige Forderung, die leicht gesagt ist und täglich erschwert wird. Wir brauchen bessere und leichtere Zugangsvoraussetzungen für gerade auch soziale Berufe, auch mehr Quereinstiegsmöglichkeiten, wir müssen diesen Berufsstand stärken, gerechter bezahlen und aufwerten zu anderen bereits besser bezahlten Berufsgruppen. Ja, ich finde es gut, dass man in dieser Runde auch das BGE- Bedingungslose Grundeinkommen für ALLE Bürger erwähnt und angesprochen hat. Wir brauchen einfach eine wirkliche soziale Gerechtigkeit im Land und weltweit, das dient der freien angstfreien Entfaltung der Menschen. Sozialarbeit könnte so noch viel bunter und vielseitiger werden, wenn Menschen sich da mehr ohne eigene Existenzängste einbringen und arbeiten könnten. Gruß- Uwe

  • 1. September, ein historischer Tag, soziale Gerechtigkeit und soziales Engagement, das sind wichtige und bewegende Themen für uns Menschen. Darum bin ich für den Gedanken des BGE Bedingungsloses Grundeinkommen für ALLE Menschen, den Menschen müssen viele ihn bewegende und bedrückende Ängste genommen werden. Man muss ohne Ängste und Sorgen quer durch alle Generationen leben - existieren können, sich dann auch frei entfalten dürfen. Leider dient die Wirtschaft zu selten den Menschen, sondern macht die Ausbeutung von Mensch- Natur- Umwelt durch andere Menschen immer perfekter. Es geht ja nur um Gewinn, Ertrag, Profit, es herrscht das bewährte Prinzip "Teile und Herrsche"! Aber die meisten Menschen in Deutschland und Europa scheinen ja damit sehr zufrieden zu sein, die soziale Armut, auch Altersarmut kommen erst in den folgenden Generationen. Das Thema bewegt mich sehr. Gruß- Uwe