"Noch nie waren wir auf unserem Planeten so voneinander abhängig"
Ganz im Zeichen von Tausenden ankommenden Flüchtlingen in Bayern hat Bundesminister Dr. Gerd Müller mit Bürgerinnen und Bürgern in Freising über die Herausforderungen in einer globalen Welt diskutiert. Bei der Veranstaltung im Kardinal-Döpfner-Haus begrüßte der Freisinger Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer den Gastgeber der Veranstaltung, Dr. Gerd Müller.
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Quelle: Lennart Preiss/photothek.net/GIZ
Neben der "Bewältigung der globalen Flüchtlingskrise" stand auch das Thema "Nachhaltiger Konsum" auf der Diskussionsagenda. Minister Müller: "Uns allen muss klar sein, dass wir nicht mehr in einer ersten, zweiten oder dritten Welt leben. Wir leben in EinerWelt und jeder von uns trägt dafür Verantwortung."
Zur Einführung stellte der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung dar, wie sein Ressort daran arbeitet, die Fluchtursachen in den Krisenländern um Syrien und in Afrika abzubauen. "Allein im vergangenen Jahr haben wir rund 140 Projekte im Umfang von einer Milliarde Euro im Umfeld der Syrien-Krise umgesetzt. Aber das reicht nicht aus. Wir brauchen eine gesamteuropäische Kraftanstrengung, damit die Menschen in ihren Heimatregionen Lebens- und Arbeitsperspektiven haben."
Gäste plädieren für mehr Entwicklungshilfe
In den anschließenden Diskussionsgruppen gab es zahlreiche Vorschläge für eine bessere Integration von Flüchtlingen in Deutschland und für mehr Entwicklungszusammenarbeit. "Wir plädieren für mehr Entwicklungshilfe", fasste es einer der Diskutanten des Bürgerdialogs zusammen.
Wie eng die Themen Flüchtlinge und nachhaltiger Konsum zusammenhängen, zeigte sich im weiteren Verlauf des Bürgerdialogs. Von der Tasse Kaffee am Morgen über das Kleidungsstück, das wir anziehen, bis hin zu unserem Handy, in dem Rohstoffe aus Afrika stecken, steht am Anfang der Produktionskette ein Mensch: der Kaffeepflücker in Kolumbien, die Näherin in Bangladesch oder der Arbeiter in der Coltan-Mine im Kongo. In vielen Diskussionsbeiträgen ging es deshalb darum, wie wir bei uns fairer und nachhaltiger konsumieren können.
Minister stellt Textilbündnis vor
Minister Müller stellte dabei das von ihm ins Leben gerufene Textilbündnis vor, an dem sich inzwischen über 140 Unternehmen, Verbände und Initiativen beteiligen. "Wir tragen Verantwortung auf unserer Haut", so Minister Müller, der sich beeindruckt zeigte von den vielen Vorschlägen, die die Bürgerinnen und Bürger für mehr Nachhaltigkeit im täglichen Leben mitgebracht hatten.
"Noch nie waren wir auf unserem Planeten so unmittelbar voneinander abhängig", fasste Minister Müller die globalen Herausforderungen zusammen. "Von der Flüchtlingskrise über den Klimaschutz bis hin zu einer Welt ohne Hunger - wir können diese Herausforderungen nur gemeinsam oder gar nicht bewältigen." Schließlich gehe es darum, dass jeder Einzelne ein Recht auf gutes Leben habe, jeder Einzelne auf unserem Planeten, denn die Würde des Menschen sei universell.
Kommentare: 6
Kann es so etwas geben, eine Gerechtigkeit aufbauend auf gemeinsamer Zufriedenheit? Ist das bei den aktuellen Gesellschaftsordnungen überhaupt möglich? Ja, vielleicht, wenn alle Menschen auf dieser einen Erde ohne Existenzängste leben können dort, wo sie geboren sind oder zumindest in ihrem Land. Aber es geht ja anscheinend immer noch vielen Menschen zu selbstverständlich gut, Meinungsforscher haben das ja neulich nachgewiesen, wie zufrieden und glücklich die Deutschen eigentlich sind. Man vergleicht die Dinge in Deutschland dann immer mit dem Rest der Welt und da muss oder kann man ja noch hier zufrieden sein, wenn das Wörtchen WENN... nicht wäre. Thema Schuld, man sollte nie als Mensch da auf andere mit der Hand zeigen, denn mindestens 3 Finger zeigen dann auf sich selber, wir sind ALLE Opfer und Täter in einer Person. Auch die aktuelle Flüchtlingsbewegung gehört dazu. Jeder sollte da in sich gehen, für einige Momente. Gruß- Uwe
Wir schrubben wie die Verrückten an Problemen und Konflikten herum, um nicht zerquetscht zu werden, messen aber den tatsächlichen Ursachen kaum Bedeutung bei und tun damit nichts dagegen, dass immer mehr Schwierigkeiten nachwachsen, aus denen auch Kriege mit Flüchtlingen entstehen. Weil wir von Gerechtigkeit keine Ahnung haben und auch nichts wissen wollen. Es gibt einfach zu viele, die noch nicht genug haben, oder denen schon alles zu viel war.
Die Menschheit ist aufgrund atemberaubender Fortschritte so leistungsfähig geworden, dass auch 12 Mrd. Menschen friedlich im Wohlstand miteinander zurecht kommen könnten. Doch dazu müssten sie sich akzeptabel gerecht verhalten. Das wäre nur möglich, wüssten sie, dass Gerechtigkeit GEMEINSAME ZUFRIEDENHEIT bedeutet, die weitere Zufriedenheit ermöglicht. Dummerweise ist die Verständigung darüber von sehr vielen Selbsttäuschungen und Denkfehlern belastet. Das macht qualifizierte Konsense über das vielfältige Geben und Nehmen unmöglich.
Leider will kaum jemand was davon wissen, weil die Schuld das schnellste Pferd der Welt ist. Damit gehen alle Zeigefinger nach oben und damit auch die Erwartung, Mächtigen würde sicher irgendwann der richtige Zauberspruch einfallen. Ziemlich irre, was wir uns da leisten.