Die Community fragt: Heiko Maas antwortet
Das eigene Zuhause nennen Bürgerinnen und Bürger immer wieder als entscheidenden Faktor für gutes Leben. Umso wichtiger ist den Menschen bezahlbarer Wohnraum und fairer Mieterschutz. Heiko Maas, Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz beantwortet Fragen zum Thema aus der Community.
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Quelle: Bundesregierung/Schacht
Was ist die Mietpreisbremse?
Eine große Sorge um Wohnungsknappheit und zu hohe Mieten in Ballungsgebieten ist dabei in vielen Kommentaren zu lesen. Am 1. Juni 2015 ist das Gesetz zur Mietpreisbremse in Kraft getreten.
Was genau regelt das Gesetz?
Heiko Maas: Die Mietpreisbremse begegnet dem Problem stark ansteigender Mieten bei der Wiedervermietung von Bestandswohnungen auf angespannten Wohnungsmärkten, insbesondere in Groß- und Universitätsstädten. Denn: Es ist nicht länger akzeptabel, dass in Ballungsgebieten die Mieten bei der Wiedervermietung teilweise um 30, 40 Prozent steigen. Ein Vermieter darf daher auf angespannten Wohnungsmärkten bei Mietbeginn nun nicht mehr als zehn Prozent über der ortsübliche Vergleichsmiete verlangen. Die ortsübliche Vergleichsmiete entspricht dabei nicht der Marktmiete, sondern den üblichen Mieten, die in den letzten vier Jahren bei Neuvermietung vereinbart oder in bestehenden Mietverhältnissen geändert worden sind. Sie wird häufig in kommunalen Mietspiegeln abgebildet. Welche Gebiete angespannte Wohnungsmärkte sind, bestimmen wiederum die jeweiligen Landesregierungen.
Das im Gesetz ebenfalls geregelte Bestellerprinzip stellt sicher, dass diejenige Partei, die sich eines Wohnungsvermittlers bedient und in deren wirtschaftlichem Interesse der Makler vorwiegend tätig wird, auch die Vermittlungscourtage zahlen muss. Hier geht es vor allem darum, den Normal- und Geringverdienern die Möglichkeit zu geben, bezahlbare Wohnungen zu finden. Makler sollen auch weiterhin Courtage bekommen – aber eben nur von demjenigen, der sie beauftragt hat. Wer bestellt, bezahlt – dieses Prinzip, das in allen Branchen gilt, haben wir nun auch bei Maklern festgeschrieben.
Im Kampf gegen Wohnungsknappheit
alliance1979 findet es wichtig, dass Menschen ein Zuhause haben, in dem sie sich wohlfühlen. Die Entwurzelung insbesondere von älteren Menschen durch zu hohe Mieten sieht sie als großes Problem.
Kann die Mietpreisbremse die Wohnungsknappheit bekämpfen und der Gentrifizierung entgegen wirken?
Heiko Maas: Exorbitant steigende Mieten in Ballungszentren führen dazu, dass sich einige Bevölkerungsgruppen ganze Stadtteile nicht mehr leisten können und in Randgebiete verdrängt werden. Unser aller Leben würde deutlich ärmer werden, wenn die Menschen in Stadtvierteln nach Einkommen getrennt würden. Das zerstört Vielfalt und Kreativität. Da müssen wir gegensteuern. Die Mietpreisbremse ist hierzu ein erster Schritt.
Klar ist: Die Mietpreisbremse ist kein Instrument, um neuen Wohnraum zu schaffen, sondern hilft, den Preisanstieg zu dämpfen und damit Gentrifizierungsprozesse zu verlangsamen. Gleichzeitig soll die Mietpreisbremse den Wohnungsneubau aber auch nicht hemmen. Daher besteht für Neubauten eine Ausnahme – die Mietpreisbremse ist eben keine Investitionsbremse. Sie ist ein Element der umfassenden Bau- und Wohnungspolitik der Bundesregierung – neben vielen anderen wie etwa den Programmen zum sozialen Wohnungsbau.
Wunsch nach "echtem Mieterschutz"
Nutzerin Miri wünscht sich für die Lebensqualität einen "echten Mieterschutz". Die Mietpreisbremse sieht sie nicht als Lösung, weil sie keine Senkung der bereits zu hohen Mieten vorsieht.
Wie kann erreicht werden, dass bereits zu teure Wohnungen wieder zu niedrigeren Mieten angeboten werden?
Heiko Maas: Wichtig, ist, dass auf Dauer ausreichend Wohnraum zur Verfügung steht, damit sich zu hohe Mieten am Markt nicht mehr durchsetzen lassen. Dieses Ziel verfolgt die Bundesregierung mit weiteren Maßnahmen im Rahmen ihrer umfassenden Bau- und Wohnungspolitik. Im Koalitionsvertrag haben wir uns an dieser Stelle insbesondere die Stärkung des Wohnungsbaus, eine aktive Liegenschaftspolitik, um Bauland verfügbar zu machen, die Wiederbelebung des sozialen Wohnungsbaus, die Schaffung generationen- und altersgerechten Wohnraums sowie die Förderung von energieeffizientem Bauen und Sanieren zur Aufgabe gemacht.
Wir müssen es schaffen, auch Menschen mit geringen Einkommen gutes Wohnen zu ermöglichen. Es muss immer wieder deutlich werden: Wohnungen sind das Zuhause von Menschen. Da geht es nicht allein um Profitmaximierung.
Schutz gegen Wucherpreise
Auch alma50 sieht für ein hohes Maß an Lebensqualität bezahlbaren Wohnraum als Voraussetzung und kritisiert, dass Wohnungen in begehrter Lage zum Beispiel über schlechte Ausstattung verfügen oder Schimmel beherbergen, aber trotzdem überteuert vermietet werden.
Wie schützt das Mietrecht vor Wucherpreisen für heruntergekommene Wohnungen?
Heiko Maas: Soweit eine Mietwohnung an einem Mangel leidet, der ihre Tauglichkeit zum vertragsgemäßen Gebrauch mindert, muss der Mieter nur eine angemessen herabgesetzte Miete entrichten. Dies gilt insbesondere dann, wenn im Lauf der Mietzeit Schimmel auftritt, der zu Beginn nicht oder nicht in dem Umfang vorlag oder sichtbar war.
Unabhängig davon, ob ein Mangel vorliegt, schützen neben der Mietpreisbremse auch weiterhin das Wirtschaftsstrafgesetz und das Strafgesetzbuch den Mieter, wenn schlecht ausgestatteter Wohnraum zu unangemessen hohen Preisen angeboten wird. Ein Verstoß gegen die entsprechenden Vorschriften hat auch die Unwirksamkeit der Vereinbarung über den Anteil der Miete zur Folge, der die zulässige Miete übersteigt. Das gilt auch dann, wenn der Vermieter im Rahmen der Mietpreisbremse geltend macht, die höhere Miete sei bereits mit dem Vormieter vereinbart.
Neuen Wohnraum schaffen
viktoria schreibt: "Wohnraum sollte für alle erschwinglich sein, auch für Familien mit Kindern oder Durchschnittsverdiener."
Was tut die Bundesregierung zusätzlich zur Mietpreisbremse, um mehr Wohnraum im preiswerten Segment zu schaffen?
Heiko Maas: Die Bundesregierung hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen Missstände auf dem Wohnungsmarkt aktiv zu werden. Der enorme Anstieg der Mieten ist für viele Menschen ein großes Problem. Wenn wir das verhindern wollen, brauchen wir vor allem zwei Dinge: eine Deckelung der Mietpreise, wie das unsere Mietpreisbremse bereits vorsieht. Und: Wir brauchen weiterhin Wohnungsneubau.
Im Koalitionsvertrag haben wir daher unter anderem die Stärkung des Wohnungsbaus, eine aktive Liegenschaftspolitik, um Bauland verfügbar zu machen sowie die Wiederbelebung des sozialen Wohnungsbaus vereinbart. Der Bund ist zwar nicht zuständig für den sozialen Wohnungsbau. Dennoch stellt die Bundesregierung beispielsweise den Bundesländern etwa mehr als eine halbe Milliarde Euro jährlich für sozialen Wohnungsbau bereit. Damit wollen wir auch den Menschen mit geringem Einkommen gutes und bezahlbares Wohnen ermöglichen.
Kommentare: 10
Hallo Herr Maas, wie ich so eben den Nachrichten entnehmen konnte, haben auch Sie erkannt, dass die Gefahr von Rechts, bzw. die Wut auf Politiker, auch immer mehr von der Mitte der Gesellschaft ausgeht. Was mich persönlich sehr betroffen macht, ist dass ich erkenne, dass die Wut der Bürger, sowohl "rechts" als auch "links", als auch aus der Mitte heraus, die gleichen Ursachen hat. Im Falle von "rechts" sind die Schuldigen arme schwertraumatisierte Flüchtlinge. Im Falle von "links" die Politiker. Ralf Boes, Hartz 4 mit Sanktionen gegen Behinderte und Kranke und Alte, jährlich auslaufende Arbeitsverträge, Zeitarbeit, TTIP,...Das Volk will Homoehe, Abschaffung von Hartz 4 (ehrliche Presse; Politiker, die sich mal zu den Fehlern im Hartz 4-System äußern und nicht alles rigoros ignorieren). Statt dessen, wird weder etwas gegen die Armut und die Ängste, gegen den unbezahlbaren Wohnraum gemacht. Ich habe Angst. Banken, Vermögen. Das Volk schreit auf, aber verurteilt die Falschen.
Zur Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen, hier sollte man schauen, ob man zum Abriss geplante Wohnbauten, Hochhäuser in Großstädten nicht für diesen Zweck wirklich noch nutzen kann, mit Betreuung, Versorgung und Dienstleistungen im Gebäude, auch ggf. Wachschutz, Aufsichtspersonen, Außenstellen der zuständigen Ämter und Behörden u.a.. Hier könnte man besonders die Flüchtlinge und Asylbewerber unterbringen, die höchstwahrscheinlich in Deutschland bleiben dürfen. Das sollte doch machbar und möglich sein. Ehe städtische Wohnungsgesellschaften solche Gebäude abreißen oder verändern, sollte man diesen Vorschlag prüfen, es ist also einiges möglich und machbar. Natürlich muss man dann auch rechtzeitig mit den Einwohnern als Nachbarn dieser Projekte reden, sie mit einbeziehen, auch ihre Sorgen und Gedanken mit einbeziehen. Gruß- Uwe
Wohnen und gutes Leben gehören ja eng zusammen, wo sollen künftig die schlecht bezahlten Arbeitnehmer, die nicht in Arbeit befindlichen Menschen, die älteren Menschen mit Altersarmut, also niedriger Rente wohnen und leben können? Man findet ja als gezwungener Pendler in den Ballungszentren keinen preiswerten Wohnraum, kleinere Wohnungen fehlen, dazu eben künftig die vielen barrierefreien Wohnungen für ein längeres selbst bestimmtes Leben der Menschen. Wir reden und lesen ja nun öfters von alternder Gesellschaft, aber das muss sich auch in Sachen Wohnungsmarkt, Mietpreise und Qualität Wohnraum ausdrücken. Wohnen muss wie Pflegen, Gesundheit etc. für gerade Menschen mit geringem Einkommen oder ohne Einkommen existenzsichernd vom Gesetzgeber abgesichert werden, darum ja auch der Gedanke und die Idee eines BGE Bedingungslosem Grundeinkommen für alle Menschen. Nur so kann wirklich sozialer Frieden gesichert werden in der Zukunft. Gruß- Uwe