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"Wir sind glücklich zusammen"

Weil die Ansichten zu gutem Leben immer auch vom Alter abhängen, haben wir in der Nähe von Leipzig gleich vier Generationen nach ihrer Meinung gefragt. Waltraud und Hermann Körner sind 80 und 83 Jahre alt. Mit Tochter Monika Arnold (60) und Schwiegersohn Joachim (63), Enkelin Sandra Klimpke (41) und ihrem Mann Enrico (40) sowie Urenkelin Hanna (14) sprechen sie darüber, was Lebensqualität in Deutschland ausmacht.

Veröffentlicht:15.08.2015 Kommentare: 1

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Was macht für Sie gutes Leben aus?

Monika Arnold: Ich bin seit 42 Jahren glücklich mit meinem Mann verheiratet. Das ist besonders heutzutage. Meiner Familie geht es gut. Ich kann verreisen und bin niemanden Rechenschaft schuldig.

Hanna Klimpke: Gesundheit, Freiheit zu leben, wie man leben will und dass es der Familie gut geht.

Waltraud Körner: Ich freue mich, so alt geworden zu sein, meine Familie macht mich glücklich. Im letzten Jahr haben wir Diamantene Hochzeit gefeiert, meine Kinder, Enkel und Urenkel sind um mich, das macht mich stolz.

Sandra und Enrico Klimpke: Wir sind glücklich zusammen. Die einfachen Dinge im Leben stellen uns zufrieden. Wir kommen gern in unser Zuhause, sind glücklich in unserem Familienleben und können uns das leisten, was wir zum Leben brauchen.

Wie hat sich das Verständnis von "gutem Leben" Ihrer Ansicht nach über die Jahre verändert?

Hanna Klimpke: Die Menschen sind heute selten mit den kleinen Dingen zufrieden. Sie wollen immer mehr.

Monika Arnold: Stimmt, das war früher anders. Ich erinnere mich an unsere erste gemeinsame Wohnung. Die war spärlich ausgestattet und für das was wir uns leisten wollten, haben wir viel gearbeitet.

Waltraud Körner: Da stimme ich meiner Tochter zu. Ich bin am Ende des 2. Weltkrieges von Schlesien nach Sachsen gekommen. Wir konnten nichts mitnehmen. Mein Vater ist im Krieg gefallen, sodass meine Mutter uns vier Kinder allein hat großziehen müssen. Alles, was meine Generation erreicht hat, hat sie durch eigene Hände Arbeit erreicht.

Sandra Klimpke: Das ist schon ein fundamentaler Unterschied zu jetzt. Man nimmt einen Kredit auf und leistet sich möglicherweise Dinge, die man sich gar nicht leisten kann. Oder die Eltern unterstützen, einfach weil sie es sich leisten können.

Hermann Körner: Was auch anders ist, das sind die Lebensumstände. Meine Kindheit war geprägt durch die Nazis, den Krieg, die Flucht aus Schlesien. Das hatten die nachfolgenden Generationen nicht mehr. Das ist eine sehr gute Veränderung.

Leben Sie gerne in Deutschland oder gibt es Dinge, die Ihnen fehlen?

Waltraud und Hermann Körner: Wir leben gern hier und genießen unseren Ruhestand im Garten und am Fischteich. Verreisen würden wir gern noch einmal, wenn es die Gesundheit zulässt.

Sandra Klimpke: Ich finde, wir vernachlässigen unsere Jugend. Das Land sollte mehr Wert auf die Bildung und Erziehung der jungen Generation legen. Das war in meiner Schulzeit in der DDR anders. Ich habe den Eindruck, dass die Lehrer heute weniger Respektspersonen sind als früher, sie führen die Kinder weniger.

Joachim Arnold: Der große Umbruch, mit dem sich für mich alles verändert hat, war die friedliche Revolution 1989. Und da muss ich meiner Tochter widersprechen, die Möglichkeiten heute sind viel größere als damals. Die Anforderungen heute sind größer, aber wer diese Möglichkeiten zu nutzen versteht, lebt viel besser als früher. Das muss letztlich jedoch jeder für sich selbst in die Hand nehmen, das kann der Staat nicht machen.

Was würden Sie den nächsten Generationen in Ihrer Familie in puncto Lebensqualität mit auf den Weg geben?

Joachim Arnold: Wenn ich meiner Enkeltochter Hanna etwas mit auf den Weg geben kann, dann würde ich ihr wünschen, dass sie in der Schule etwas mehr lebenspraktische Dinge lernt. Wie man beispielsweise einen Mietvertrag schließt oder eine Steuererklärung ausfüllt. Ich habe manchmal die Sorge, dass unser Bildungssystem unsere Jugend etwas naiv ins Leben entlässt.

Monika Arnold: Mein Wunsch für Hanna ist, dass sie die Möglichkeiten, die sie hat, gut nutzen kann. Und wenn doch einmal etwas schief gehen sollte, dann stehen mein Mann und ich natürlich hinter ihr.

Waltraud und Hermann Körner: Wir wünschen Sandra und Enrico, dass sie weiterhin eine so glückliche Ehe führen. Und wir wünschen uns, dass wir weiterhin eine so gute Beziehung unter den vier Generationen führen können.

Kommentare: 1

  • Wie schön, zusammenhaltende vier Generationen einer Familie mit doch sicher manchen anderen Sichtweisen. Aber man hält zusammen, hilft sich, geht wertschätzend miteinander um. Was man in den Blogs oft liest, die Sorge der Menschen verschiedener Generationen über oder mit dem aktuellen Bildungssystem. Es ist nicht praktisch lebensbezogen genug, Wissen wird gelernt, aber im Alltag sind dann trotz guten Schulabschluss viele Schüler und Jugendliche nicht in der Lage, oft einfache Probleme hier und da zu klären. Meine Frau und ich haben unseren beiden Söhnen auch viel geholfen, sie wohnen noch gerne bei uns, wir selber als Mutter und Vater hatten keine so gute Kindheit- familiär gesehen. Gruß- Uwe