"Use it or lose it"
Sportwissenschaftler Prof. Dr. Ingo Froböse ist Experte in Sachen Sport, Bewegung, Prävention und Rehabilitation. Im Interview erklärt er, wie wichtig Muskeln sind und wie leicht es ist, welche aufzubauen.
Quelle: Colourbox
Gesundheit führt zu mehr Lebensqualität. Was sollte man unternehmen, um möglichst lange fit zu bleiben?
Sportler erhalten sich ihre Lebensqualität deutlich länger durch eine gute Fitness. Und Studien zeigen sogar, dass die Lebenszeit in dieser Gruppe um bis zu acht Jahre länger ist! Ein Grundsatz lautet: Was genutzt wird, entwickelt sich und was ungenutzt bleibt, verkümmert.
Meinen Sie damit die gute alte Weisheit: Wer rastet, der rostet?
Ja. Wir alle müssen etwas für unsere Ausdauer und den Stoffwechsel tun. Man sollte sich regelmäßig an der frischen Luft bewegen, am besten 30 bis 60 Minuten lang – und das ein paar Mal in der Woche. Je öfter, desto besser. Die WHO empfiehlt wenigstens 2,5 Stunden pro Woche.
An welche Art der Bewegung denken Sie dabei?
Was wir machen, ist beinahe egal. Hauptsache wir machen es. Zum Beispiel stramme Spaziergänge, joggen, schwimmen und Fahrrad fahren. Die Muskeln und Gelenke müssen beweglich bleiben. Wenn Muskeln nicht genutzt werden, verschwinden sie. Use it or lose it. Die Muskulatur hält uns am Leben, sie ist das größte Stoffwechselorgan des Körpers. Hinzu kommt: Menschen, die Muskeln haben, erkranken deutlich seltener an Diabetes, verfügen über ein besseres Immunsystem und kriegen weniger Arthrosen.
Quelle: Monika Sandel
Wie sollte die Muskulatur denn trainiert werden?
In die Körpermuskeln sollten wir so viel Zeit investieren wie in unsere Hygiene. Aber die Muskeln bitte nicht in Watte packen. Sie müssen immer so trainiert und belastet werden, dass man sie auch spürt. Das geht ganz leicht. Man sollte die meisten Wege im Alltag zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen, dazu Treppen steigen und fünf bis zehn Minuten am Tag Gymnastik machen. Es gibt übrigens kaum eine bessere Übung, als die klassische Kniebeuge. Zehn bis 20 Stück pro Tag, das reicht. Sie trainiert sowohl die Unter- als auch die Oberschenkel und dazu noch die Gesäßmuskulatur.
Welche Ratschläge können Sie in Sachen Ernährung geben?
Die Ernährung sollte den Bedürfnissen des Körpers angepasst sein. Morgens eignet sich eher energiereiche Nahrung, also Fette und Kohlehydrate. Zum Beispiel Brot oder Brötchen, Eier und Müsli. Mittags sollte man auf nährstoffreiches Essen achten. Am besten regionale und saisonale Erzeugnisse – also verschiedene Salate und Gemüse sowie Hühnchen. Abends empfiehlt sich eiweißreiche Nahrung, beispielsweise ein Stück Fisch oder Fleisch. Zudem sollte man auf Zwischenmahlzeiten verzichten. Der Körper braucht rund vier Stunden Pause, nur dann erholt er sich und fährt den Insulinspiegel runter.
Was unternehmen Sie denn, um gesundheitlich vorzusorgen?
Ich treibe fünfmal in der Woche Ausdauersport und mache täglich fünf bis zehn Minuten Gymnastik. Und ich achte sehr auf meine Ernährung. Natürlich gönne ich mir auch was. Aber wenn ich an einem Tag mal über die Stränge geschlagen habe, gleiche ich das am nächsten Tag wieder aus.
Prof. Dr. Ingo Froböse ist Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Dort leitet er das "Zentrum für Gesundheit durch Sport und Bewegung". Des Weiteren leitet der Sportwissenschaftler das "Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation". In seiner Studienzeit war er Bobfahrer und wurde bei der Leichtathletik-Halleneuropameisterschaft 1982 Vierter über 200 Meter. Neben seiner Tätigkeit als Universitäts-Professor ist er Autor zahlreicher Bücher rund um Gesundheit, Ernährung und Sport. Des Weiteren hat er in diversen TV-Magazinen mitgewirkt, unter anderem in der ARD und bei n-tv.
Kommentare: 3
Wenn man jetzt wieder hört, auch bei der Leichtathletik wurde gedopt, ist es für mich ein Problem, den Sport und sportliche Höchstleistungen anzuerkennen. Heute umjubelt und morgen..., siehe auch den Radsport, warum wurde und wird gedopt, jeder soll doch bitte nur das zeigen, was er wirklich kann im Sport, wenn er oder sie hier und da mitmachen. Sport sollte freiwillig sein, Freude machen, lockerer Leistungsvergleich, aber diese zwingenden Normen immer, es fängt da schon in der Schule an. Mitmachen ist doch eigentlich alles, ohne Druck und Zwang. Gruß- Uwe
Sport und Bewegung können gesund sein, aber jeder Mensch ist ja einmalig auf dieser Welt, er oder sie hat unterschiedliche innerliche Denk- und Verhaltensansätze auch zu dieser "bewegenden" Thematik. Es gibt gesunde nicht sportliche Menschen, aber ich selber habe in der Schulzeit einen Super- Sportlehrer verloren, weil er plötzlich beim Laufen umgefallen war. Der hat nur gesund- sportlich gelebt, hat er überhaupt richtig gelebt? Jeder sollte frei wählen dürfen, Sport, Bewegung ja oder nein, wie oder bis wohin, ohne Druck und immer wieder Hinweise, was gut wäre. Sport kann nicht nur gesund sein, das habe ich gemerkt im Sportstaat DDR, wo viele sportliche Leute hoch getrimmt worden sind, das auch gerne wollten, sie wurden gefördert und massiv gefordert und dann...., die wenigsten haben es geschafft, viele gingen kaputt, eher oder später. Man sollte mehr den lockeren Freizeitsport fördern, als Teil der Erholung, aber niemanden dazu drängeln. Gruß- Uwe
Sport und Bewegung mag ja gesund sein, doch ist es nicht mindestens genauso wichtig, diese Tatsache für sich selbst zu erkennen und nicht als vorgekaute Möglichkeit in einschlägiger Fachliteratur zu lesen, um dann nach diesen Vorgaben zu leben? Wie frei sind wir in unseren Entscheidungen wirklich? Wer bestimmt das Leben, das wir alle uns teilen müssen, um daraus einen lebenswerten Alltag zu gestalten? Sollte es nicht die Aufgabe eines jeden einzelnen Menschen sein, sich selbst so in die Gesellschaft einzubringen, wie er es für richtig hält, ohne damit ein egoistisches Bild zu prägen, dessen er sich selbst dann bedient, um vorwärts zu kommen? Je mehr Einfluss auf mich genommen werden soll, durch Vorgaben mir vollkommen fremder Menschen, die mich nicht als Individuum anerkennen sondern als allgemeinnützliches Potential für ihre eigenen Vorstellungen annehmen, desto mehr Widerstand regt sich in mir meine persönliche Freiheit im Rahmen meiner rechtlichen Möglichkeiten selbst zu gestalten.