"Wir sollten unsere nationalen Feste zusammen feiern!"
Beim Bürgerdialog der Immigrantenverbände in Berlin waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmern oft einer Meinung - aber eben nicht immer.
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Quelle: Burkhard Peter
"Es ist unsere Pflicht, uns einzumischen, mitzugestalten!" Schon gleich zum Auftakt der Veranstaltung in Berlin-Wilmersdorf wird klar, dass den Teilnehmern gute Lebensqualität in Deutschland ein Herzensanliegen ist. Den Dialog organisiert hat die Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland (BAGIV) – und rund 20 Frauen und Männer verschiedenster Nationen sind der Einladung gefolgt. Ihnen allen ist Vereins- oder Gemeindearbeit wichtig, wozu auch Engagement in Ehrenämtern gehört.
Gesundheit ist am wichtigsten
In der gemeinsamen Vorstellungsrunde sind sich sofort alle Teilnehmer einig: Gesundheit ist ihnen persönlich am wichtigsten – dass das auch ein junger Arzt so sieht, lässt alle schmunzeln. Später in der Diskussion in kleinen Gruppen wird es dann konkreter: Das Gesundheitssystem müsse modernisiert werden, weil Privatpatienten bevorzugt behandelt werden. Irgendwann fällt das Wort "Bürgerversicherung", was die Gruppe als gerechte Alternative sieht.
Beim Thema Bildung entspinnen sich dann eher kontroverse Diskussionen. "Ich finde das Bildungssystem hier gut. Wir bekommen viel und zahlen relativ wenig. Das ist in anderen Ländern alles viel teurer – gerade an den Unis." "Die Muttersprache sollte als zweite oder dritte Fremdsprache an den Schulen angeboten werden." "Wir brauchen mehr Bildungsgerechtigkeit! Wer mehr Geld hat, kann sich doch gute private Schulen leisten, Nachhilfe und Kurse problemlos zahlen." Bei dem Punkt stimmen viele überein.
Emotionale Diskussion rund um Toleranz und Respekt
Sehr engagiert und emotional diskutieren die Teilnehmer den Themenblock Toleranz, Respekt, Gleichberechtigung. "Unsere mitgebrachte Kultur darf nicht von einigen 'Bio-Deutschen' nur als folkloristisch bestaunt werden, sie muss anerkannt, integriert und gefördert werden!", ruft eine Dame. "Unsere nationalen Feste sollten wir gemeinsam feiern", schlägt der nächste vor. Ein junger Mann meint nachdenklich: "Es muss selbstverständlich sein, dass ich mich mal als Deutscher, mal als Kurde oder als Deutsch-Kurde fühlen darf."
Dann sagt eine junge Frau, die im Iranischen Verein aktiv ist: "Ich wünsche mir für mein Kind ein Leben, in dem solche Veranstaltungen nicht mehr nötig sind – und wir auch nicht mehr nach unserem Hintergrund gefragt werden."
Kommentare: 3
Vielleicht sollte man viel mehr in Vereinen, Schulen und bei allen machbaren Begegnungsmöglichkeiten von Menschen jeden Alters unterschiedlicher Kulturkreise "SICH GEGENSEITIG" auch die Kultur und Festtage erklären, was bedeutet mir dieser Festtag, was ist da in meinem Kulturkreis, in meiner Heimat damals üblich (gewesen), wie stelle ich mir als Flüchtling, Asylbewerber, Migrant diese Festtage nun in Deutschland vor. Deutschland muss sich ja auf diese NEUEN Festtage unter Umständen einstellen, bei manchen Festtagen wollen dann unbedingt diese und jene Menschen aus anderen Kulturkreisen für sich und ihre Kinder frei bekommen, von Schule und Arbeit, das kann ja zu Konflikten und vielen Missverständnissen führen. Wir Deutsche sollten da auch traditionelle deutsche fest- und Feiertage erklären (können), auch die kirchlichen christlichen Festtage. Hier sind Schulen, Kultur- Religionslehrer, Geschichtslehrer, WIR ALLE eigentlich gefragt. Gruß- Uwe
Wichtig ist die gegenseitige Toleranz und der Respekt der Menschen verschiedener Kulturkreise und Religionen, man muss sich gegenseitig zuhören und verstehen können. Grundlage sind die Anerkennung der Wertemaßstäbe und der im Grundgesetz geregelten Rechte und Pflichten für die Menschen, die hier in Deutschland leben oder auch leben wollen. Man muss das von sich erwarten können, was man auch von anderen erwartet, so einfach oder so schwer ist das mit dem Zusammenleben der Menschen. Wertschätzung und Achtung miteinander- untereinander sind da gefragt und sollten gelebter Alltag werden. Ja, warum soll man nicht nationale Feste miteinander feiern, sich als Menschen auch so besser kennen lernen und verstehen können. Gruß- Uwe
Der Zusammenhalt einer Gesellschaft fußt auf der Bereitschaft sich einer Verfassung zu unterwerfen, die zum Wohle und zum Schutz der Bevölkerung dient. Wenn ich aber immer neue Gesetze entwerfe, um diese Verfassung den Lebensbedingungen anzupassen, die gerade zeitgemäß auftreten, dann laufe ich damit Gefahr meine Wurzeln zu entreißen und zu vergessen, wo ich eigentlich herkomme. Diese Verfassung muss von allen Beteiligten so vertreten werden, dass daraus eine für alle tragbare Lebensqualität entsteht, deren Ausbau vom eigenen Einsatz dafür abhängig ist und nicht auf staatliche Unterstützungen baut. Bildung sollte die persönliche Kompetenz so fördern, dass daraus ein Lebensziel entsteht. Ich finde multikulturelle Veranstaltungen sehr informativ und lehrreich, sie lassen Einblicke in andere Länder und ihre Sitten und Gebräuche zu, was den eigenen Horizont erweitern kann, aber auch ein Selbstwertgefühl vermittelt, durch das gegenseitige Interesse an den unterschiedlichen Weltanschauungen.