Zwischen Leistungsorientierung und Lebensgenuss
Die sogenannte Generation Y setzt längst nicht mehr auf Karriere um jeden Preis, sondern auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Wie Arbeitgeber darauf reagieren und was dieser Ansatz für die eigene Lebensqualität tut, darüber spricht die Personalwissenschaftlerin Prof. Jutta Rump im Interview.
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Frau Prof. Rump, wer ist die Generation Y und warum reden gerade alle über sie?
J. R.: Es gibt unterschiedliche Abgrenzungen und Definitionen zu Generation Y. Wir verstehen darunter diejenigen, die etwa ab 1980 geboren sind und bereits ihre ersten Schritte im Berufsleben unternommen haben bzw. gerade einsteigen. Gerade im Vergleich zu den Babyboomern, den geburtsstarken Jahrgänge der Nachkriegsgeneration, zeigen sich einige Unterschiede in den Werten und Einstellungen, sodass im Miteinander der Generationen schon "Gesprächsbedarf" entsteht.
Was ist der Generation Y in Bezug auf ihre Arbeit wichtig?
J. R.: Starre Organisationsformen mit einer hohen Anwesenheitsorientierung entsprechen nicht mehr dem Lebensstil der jüngeren Generation. Sie wünscht sich Flexibilität sowohl in Bezug auf die Arbeitszeit als auch auf den Arbeitsort. Es ist für sie selbstverständlich, ergebnisorientiert zu arbeiten und eben nicht anwesenheitsorientiert. Grundsätzlich bewegt sich die Generation Y in Spannungsfeldern zwischen Leistungsorientierung und Lebensgenuss. Das heißt, sie sind durchaus engagiert und leistungsstark, aber erwarten gleichzeitig, dass ihnen ihr Job Spaß macht und sie einen Sinn in dem sehen, was sie tun. Karriere definieren sie nicht mehr zwangsläufig als vertikalen Aufstieg, der mit Status und Prestige einhergeht. Sie streben vielmehr nach einer "sanften Karriere", die im Lebensverlauf unterschiedliche vertikale und horizontale Karriereschritte, vor allem aber auch Raum für private Belange zulässt.
Ziehen sich die Vorstellungen der Generation Y durch alle Ausbildungs- und Berufsschichten?
J. R.: Grundsätzlich ja, allerdings werden naturgemäß diejenigen, die am Arbeitsmarkt als Fachkräfte begehrt sind, sehr viel eher ihre Vorstellungen durchsetzen können als die Geringqualifizierten. Wobei festzustellen ist, dass immer mehr Unternehmen gezielt Programme für Jugendliche ohne Abschluss anbieten, um auch deren Potenzial verstärkt zu heben.
Wie reagieren Arbeitgeber generell auf die Forderungen der Generation Y?
J. R.: Arbeitgebern wird immer mehr bewusst, dass sie angesichts der demografischen Entwicklung in einem starken Wettbewerb um die gut qualifizierten Nachwuchskräfte stehen. Dies umso mehr in bestimmten Branchen und Regionen, in denen wir heute schon Fachkräfteengpässe beobachten. Da liegt es auf der Hand, dass man eher Zugeständnisse macht. Schwierig ist es teilweise im Miteinander der Generationen – denn es fällt vielen Babyboomern, die für ihre Karriereentwicklung private Belange über Jahre hintenan gestellt haben, schwer zu akzeptieren, dass jüngere Kollegen zur "Karriere um jeden Preis" nicht mehr bereit sind, aber dennoch einen ähnlichen Werdegang anstreben wie sie selbst.
Gelingt es der Generation Y tatsächlich, mit ihrer Idee der Work-Life-Balance ihre Lebensqualität zu verbessern?
J. R.: Gerade die verschwimmenden Grenzen zwischen Beruf und Privatleben, mit denen die Generation Y groß geworden ist, bergen sowohl Chancen als auch Risiken. Dessen sind sich die Vertreter dieser Generation auch durchaus bewusst und gehen auch offen mit möglichen Überlastungssituationen um. Denn für sie ist klar, dass sie eine sehr lange Lebensarbeitszeit vor sich haben und diese nur "durchhalten" können, wenn sie ein gesundes Maß zwischen Be- und Entlastung finden.
Kommentare: 9
Möge die Generation Y aus den Fehlern der heutigen Arbeitswelt und damit auch der Menschen voriger Generationen lernen. Arbeit und Arbeitswelt müssen neu gestaltet werden, auch die Existenzsicherung der Menschen dieser Generation Y müssen neu geordnet und gesichert werden. Man muss mit Freude arbeiten können, der Stress und psychische Belastungen müssen abgebaut werden, Arbeitszeiten kürzer werden, damit die Menschen sich auch mit ihren Talenten, Schätzen und Interessen frei entfalten können. Arbeit- Familie- Kindererziehung- Erholung müsen locker ion Einklang gebracht werden können, die Gesellschaft und auch die Wirtschaft müssen oder sollten sich da wirklich verändern, humaner werden. Die Ausbeutung von Mensch- Natur und Umwelt durch den Menschen muss zurück gefahren und minimiert werden, ein "so weiter" wie heute darf es nicht geben. Da muss sich in den Köpfen und Denken- Handeln der Menschen viel verändern. Gruß- Uwe
Generation Y möchte ich aus meiner Sicht noch näher erklären. Ich bin '86 geboren, hab mein Abitur gemacht und studiert,trotzdem strebe ich keine hohe Karriere an. Also darf ich mich wohl zu der Generation Y zählen. Wir sind die erste Generation die richtig mit dem Computerzeitalter großgeworden sind. Das heißt für mich mehr Aufklärung. Wenn ich etwas lernen oder ein Ziel erreichen will, kann ich diese meist selbst durch schnell beschafftes Wissen erreichen. Also sind wir viel flexibler und haben ein breiteres "Sichtspektrum" an Sachen die wir haben oder erreichen wollen. Somit wollen wir uns nicht kaputtarbeiten oder stumpf 50 Jahre die gleichen 5 Handgriffe machen. Außerdem lassen wir uns nichts erzählen was nicht stimmt liebe Bundesregierung. Kriegslügen, Abhörskandale und PROHIBITIONSLÜGEN sind nur einige wenige Sachen die wir durchschauen können und unsere Zufriedenheit sehr runterzieht! Bald gibt es keine nicht hinterfragende Generation mehr und dann bricht ein neues Zeitalter an
Ich gehöre zu den Babyboomern und mir ist auch die Balance zwischen Beruf und Privatleben wichtig gewesen! Bin ich jetzt ein Außenseiter oder kann es sein, dass die Generation Y nur bewusster wahrgenommen wird, weil sie sich mehr in den Fokus rückt? Was mir allerdings auch wichtig war, das waren Verlässlichkeit auf mich als Person und ein gewisses Maß an Sicherheit in Bezug auf meinen Arbeitsplatz und die Vorstellungen, die ich von meinem Lebensstil hatte.