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MeinungVeroeffentlicht 06.09.2015 um 23:25 Uhr MeinungAutor von Bernie MeinungKommentar 6

Was ist Ihnen persönlich wichtig im Leben?

Menschliche Reife

Ich möchte im Einklang mit den Bedürfnissen meiner Mitwelt, meiner Umwelt und der Nachwelt leben. Lebensglück liegt für mich in der Zuversicht, mehr Segen als Fluch für die Welt zu sein. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, der ein nachhaltig gutes Leben mehr bedeutet als die sinnlose Steigerung ihres Bruttoinlandsprodukts im gnadenlosen Konkurrenzkampf um Marktanteile. Ich möchte, dass wir endlich erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Wir haben nur diese eine Welt und sind es als Gäste auf Zeit unseren Nachkommen schuldig, sie lebenswert zu erhalten. Besonders wichtig ist mir daher ein Kurswechsel weg vom zerstörerischen Wachstumswahn und hin zu einer Lebensweise im Bewusstsein wechselseitiger Verbundenheit. Denn unsere Berufung liegt gewiss nicht in der Welteroberung durch Technik, sondern in der Entfaltung unserer inneren Potenziale zu mehr Menschlichkeit.

Was macht Ihrer Meinung nach Lebensqualität in Deutschland aus?

Lebensqualität ist unteilbar

Im Bewusstsein der unentrinnbaren Verbundenheit unseres Schicksals mit dem Weltganzen greift die Frage nach der Lebensqualität in Deutschland zu kurz. Wer glaubt, hier in einem abgetrennten Paradies für Auserwählte bequem und ungestört leben zu können, ohne sich mitschuldig zu machen, der irrt. Solange wir die zerstörerische Wachstumsideologie auf Kosten der Mit- und Nachwelt beibehalten, kann keiner ein gutes Gewissen haben. Die gegenwärtigen Flüchtlingsströme zeigen, dass ungerechte Verhältnisse in der Welt nach Auswegen drängen. Unser Finanzsystem ist kein Naturgesetz. Es lässt sich durch ein gerechteres und lebensdienlicheres ersetzen. Wir müssen es nur wollen und den Kurswechsel aktiv in die Wege leiten. Von der Politik dürfen wir keine Unterstützung erwarten, die hat sich mit dem Neoliberalismus weitgehend selbst entmachtet und den Märkten ausgeliefert.

Kommentare: 6

  • Lieber Bernhard,
    ob wir das in diesem Leben noch schaffen werden, lässt mich zweifeln. Trotzdem glaube ich, wir befinden uns schon in einem Zeitalter des radikalen Umbruchs. Ich spüre einfach, dass sich ganz viel bewegt (und damit meine ich nicht nur die Flüchtlingsströme!).
    Frau Dr. Merkel wird am 26. Oktober in Nürnberg sein und ich habe mich für den "Bürgerdialog mit der Bundeskanzlerin" angemeldet, was absolut nicht bedeutet, dass ich ihre Politik befürworte. Sollte ich zu den 30 "Auserwählten" gehören, die an der Diskussion teilnehmen dürfen, würde ich Ihre Worte sehr gern dort vortragen, falls sich die Gelegenheit bietet. Natürlich nur, wenn Sie damit einverstanden sind.

    Herzliche Grüße
    Ilona Beil

  • Liebe Ilona,
    danke für die ermutigenden Worte. Was die Verantwortungsträger in Politik und Wirtschaft angeht, habe ich wenig Hoffnung. Sie sind ja selbst Teil des Problems. Nachdem uns weder zwei Weltkriege mit 70 Millionen Toten noch Nuklearwaffen mit mehrfachen Overkill-Kapazitäten zum Umdenken gebracht haben, wird wohl noch mehr evolutionärer Leidensdruck nötig sein, bis wir endlich lernen, menschlicher zu werden.
    Nur ein fundamentaler Wandel unseres Charakters kann die drohende Megakatastrophe noch aufhalten. Wir müssen hart an uns arbeiten, um den ererbten Zwiespalt von interner Loyalität und externer Gewalt zugunsten eines zeitgemäßeren globalen Wir-Bewusstseins zu überwinden. Erst wenn wir das Selbstschädigende des Habenwollens auf Kosten anderer durchschaut haben, können wir zu einer Weltgemeinschaft zusammenwachsen. Menschlicher werden ist eine Daueraufgabe und verlangt ständige Achtsamkeit, um nicht in frühere Zustände zurückzufallen.
    Herzlichst
    Bernhard Warter

  • Liebe(r?) Bernie,
    ich bin zutiefst berührt. Sie sprechen mir aus der Seele!! Genauso ist es, bzw. soll es sein. Wenn alle Menschen so denken und fühlen würden, wäre die Welt gerettet ... Ich glaube auch, dass sich grundsätzlich und sofort etwas ändern muss, wenn die Menschheit überleben will. Ich hoffe, dass Sie die Möglichkeit haben, aktiv Ihre Ansichten zu verbreiten und so mehr Menschen der Zivilgesellschaft über diese Notwendigkeit der nachhaltigen Veränderung aufklären. Sie sollten versuchen, Ihren Text direkt an Verantwortungsträger in Politik und Wirtschaft weiterzuleiten, wobei ich natürlich weiß, wie schwierig es ist, diese Menschen im Kern (in ihren Herzen) zu erreichen. Trotzdem dürfen wir, wie Jean Ziegler in München bei der "G7-Demo" sagte, die Hoffnung nicht aufgeben !!! "Unsere Gedanken sind Energie - und Ihre Gedanken sind in der Welt und breiten sich aus"
    Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Energie, weiter für Ihre Werte einzustehen.
    Herzlichst
    Ilona Beil