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MeinungVeroeffentlicht 26.05.2015 um 11:45 Uhr MeinungAutor von Tim Lehmann MeinungKommentar 17

Was ist Ihnen persönlich wichtig im Leben?

Menschengerechte Städte

Als Stadtplaner beschäftige ich mich mit der Transformation der autogerechten Stadt der 1970er Jahre hin zur menschengerechten Stadt der Zukunft.
Als Großstädter will ich mich zu Fuß, mit dem Fahrrad und anderen stadtverträglichen Mobilitätsformen in Zukunft sicher und gleichberechtigt bewegen können. Aufgrund des demografischen Wandels werden die Zentren der Großstädte immer dichter besiedelt und die Ansprüche der Menschen an Lebensqualität in Städten steigen. In der Praxis sind unsere Städte jedoch riesige Parkplätze und beim Überqueren von Straßen riskiert man oft sein Leben. Das ist längst nicht mehr zeitgemäß. Ich würde mich über eine breite Diskussion über eine gerechtere, attraktivere und nachhaltigere Nutzung unseres gemeinsamen öffentlichen Raums freuen.

Was macht Ihrer Meinung nach Lebensqualität in Deutschland aus?

Mehr Mobilität und weniger Verkehr

Deutschland hat ein massives Verkehrsproblem. Wir versiegeln und verlärmen unser schönes Land immer noch weiter, leisten uns jährlich 4.000 Verkehrstote und zigtausende Verletzte und missbrauchen unsere Städte als riesige Parkplätze. Vom Umsetzen der Energiewende im Bereich Verkehr ganz zu schweigen. Dabei fahren Autos, Lastwagen, Busse und Züge sehr häufig mit einer katastrophal schlechten Auslastung. Ich würde mich über eine Diskussion freuen, wie wir Verkehrsprobleme nicht mehr in erster Linie infrastrukturell zu lösen versuchen sondern vielmehr durch intelligentere Nutzung und Vernetzung. Die Digitalisierung bietet uns heute Sharingmodelle, die mehr Gemeinschaftssinn und weniger Ressourcenverbrauch ermöglichen. Das wäre für mich Lebensqualität, sowohl für die urbane Mobilität als auch für Menschen im ländlichen Raum, die kein eigenes Auto besitzen wollen.

Kommentare: 17

  • Hallo, Hr. Linnert, ich habe damals noch in der DDR und dann in Deutschland gemerkt, das Auto ist eine Art Statussymbol für viele Menschen, auch in der alten BRD soll es so gewesen sein. Das Auto wurde und wird oft besser und zärtlicher behandelt wie Familienangehörige oder andere Menschen und Dinge. Ich bin da anders, aber man hört und sieht das ja oft. Dann zählen auch Automarken, wer hat da mehr Sterne oder Power, selbst in sozial schwach gestellten Schichten ist das so. Und dann die Bequemlichkeit, ein Thema! Dazu kommt aber, dass der öffentliche oder private Personanverkehr mit Bahn, Bus, Schiff etc. immer mehr ausgedünnt und auch teurer wird, man ja ohne eigenen Pkw kaum oder nicht zu seiner Arbeitsstelle kommt, nicht pendeln kann, man kommt mit Bus und Bahn selbst in der Region, vor allem ländlichen Region, nicht gut voran. Das ist sicher in Ballungszentren wie Berlin, Hamburg, München, Großstädten anders, da könnte man mehr Bus und S- U-Bahn fahren. Gruß- Uwe

  • Mir, 53 Jahre alt, Kind des kriegstraumatisierten Wirtschaftswunderlandes Deutschland, das sich nicht mit seiner jüngsten Nazivergangenheit auseinandersetzen konnte, mit den Trümmern die Zeugnisse der Geschichte wegräumte und breite Schneisen auf dem Weg zur "modernen" autogerechten Stadt schlug, ist es ein Rätsel, das wir unsere Autofixiertheit über die Jahrzehnte gerettet und kultiviert haben, trotz des für jeden sichtbaren einschneidenden Verlustes an urbaner Lebensqualität. Unsere Kinder werden dressiert und im öffentlichen Raum an die Leine genommen, für eine vierjähriges Kind ist der Bordstein wie der Rand eines 3000 Meter tiefen Abgrundes, wir bewegen uns ständig an ununterbrochenen Schlangen geparkter PKW entlang, der öffentliche Raum wirkt vollgestellt und zweckentfremdet, nicht als Ort der Begegnung und Kommunikation, sondern des hektischen und rücksichtslosen Durcheilens in Isolation.

  • Ich bin auch nicht mehr so jung, aber man muss in Städten, Gemeinden und Regionen eben Arbeit und Beschäftigung schaffen, mehr als bisher, damit es weniger Pendler mit und ohne Auto geben muss. Wir brauchen barrierefreie Wege, Verkehrsmittel im Personenverkehr, die regelmäßig fahren, aus allen Richtungen einer Region leicht und preiswert erreichbar sind. Wir brauchen kleine Busse, die bequem durch und zwischen Orten fahren, auch ggf. Rikscha´s, viele Dienste und Dienstleistungen können sich da einbringen oder sich neu finden und orientieren. Wer baut die vielen Wohnhäuser und Wohnungen alter(n)sgerecht um, man kann ja Städte nicht vollkommen abreißen und neu bauen? Wie kann man erreichen, dass die Menschen dort lange selbst bestimmt und relativ sicher wohnen und leben können? Viele Themen stehen da an, viel Arbeit ist da vorhanden, für Städteplaner, Politiker, Wirtschaft, Dienstleistungen, Bau und Verkehr, für Wissenschaft, JUNG und ALT sind da gefragt. Gruß- Uwe