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Die Augen, Ohren und Stimme Deutschlands im Ausland

Beatrix Kania ist deutsche Botschafterin in Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras. Im Interview spricht sie über die Aufgaben der Auslandsvertretungen und darüber, wie die Botschaften Lebensqualität verbessern.

Veröffentlicht:14.09.2015 Kommentare: 2

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Frau Botschafterin, welche sind die wichtigsten Aufgaben, die Sie und Ihre Mitarbeiter vor Ort in Honduras haben?

Deutsche Botschaften auf der ganzen Welt sind unter anderem Dienstleister für Deutsche im Ausland. Unsere Arbeit ist oft ähnlich der Arbeit Ihres Bürgeramts oder Ihrer Gemeinde in Deutschland. Wir helfen aber auch, wenn es im Ausland Probleme gibt. Darüber hinaus sind unsere Botschaften die Augen, Ohren und vor allem die Stimme Deutschlands im Ausland. Wir berichten an die Bundesregierung über Entwicklungen in unserem Gastland, in meinem Fall also über Honduras.
So verfügt das Auswärtige Amt immer über aktuelle Informationen aus erster Hand, zum Beispiel für die Erstellung der Reise- und Sicherheitshinweise auf unserer Homepage. Außerdem werben wir gegenüber der Regierung unseres Gastlandes für Verständnis für deutsche Positionen. Klimaschutz und Umwelt sind zum Beispiel wichtige Themen in Deutschland, und die Bundesrepublik braucht in internationalen Verhandlungen zu diesen Themen die Unterstützung von anderen Ländern. Was liegt also näher, als die Regierung von Honduras, eines der vom Klimawandel am meisten betroffenen Länder, um Unterstützung für unsere Positionen zu bitten?

Mit welchen Anliegen wenden sich die Menschen am häufigsten an die deutsche Botschaft?

Deutsche, die in Honduras wohnen, wenden sich meist mit ganz praktischen Fragen an uns. Der Pass ist abgelaufen, und sie beantragen bei uns einen Neuen. Oder sie haben im Ausland geheiratet, und möchten wissen, ob ihr Ehepartner jetzt die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben kann. Und dann ist vielleicht ein Baby unterwegs, und auch das Baby braucht einen Pass oder es gab einen Todesfall in der Familie, und es wird für das Erbe in Deutschland ein deutscher Erbschein benötigt. Honduraner brauchen meist kein Visum für Deutschland, daher haben wir – im Gegensatz zu vielen anderen Botschaften weltweit – fast keine "Visakunden".

Sie haben bereits in verschiedenen Auslandsvertretungen gearbeitet, wie unterscheiden sich die Anliegen der Menschen in den verschiedenen Ländern?

In einem Land, in dem es zu Krisen oder Naturkatastrophen kommen kann, spielt das Thema "Schutz und Hilfe für Deutschland im Ausland" für unsere Arbeit eine viel größere Rolle als zum Beispiel an meinem ersten Posten in den Niederlanden. Denken Sie nur an die Tsunamikatastrophe Weihnachten 2005 oder die Evakuierung der Deutschen aus dem Südsudan im letzten Jahr. Jeder von uns, der an einem "schwierigen Posten" eingesetzt ist, weiß immer, dass sich eine Krise sehr schnell entwickeln kann, und ist darauf vorbereitet.
Fast überall auf der Welt ist unsere Hilfe außerdem in verschiedenen Notlagen gefragt: Im Urlaub wurde Geld oder Pass gestohlen oder ein Deutscher sitzt im Gefängnis. Die Botschaft leistet dann Hilfe zur Selbsthilfe, vermittelt einen Anwalt oder besucht auch im Gefängnis. Je nach Land ist die Botschaft in solchen Fällen oft auf ganz unterschiedliche Art gefordert. An einigen meiner vorherigen Posten kamen die Menschen vor allem zur deutschen Botschaft, weil sie ein Visum benötigten. Oft erfährt man da herzzerreißende Geschichten, zum Beispiel wenn es um ein Visum für eine medizinische Behandlung oder zur Familienzusammenführung geht.

Inwiefern verbessern Sie mit Ihrer Arbeit die Lebensqualität der Deutschen im Ausland?

Die Botschaft und das Centro Cultural Aleman in Tegucigalpa haben im letzten Jahr unter anderem eine deutsche Filmwoche, eine deutsche kulinarische Woche und ein Weihnachtskonzert organisiert. So vermitteln wir zum einen in Honduras ein modernes Deutschlandbild. Aber auch die Deutschen, die in Honduras leben, schätzen diese Veranstaltungen sehr. Ich glaube, jeder Deutsche, der im Ausland lebt, hat gelegentlich einmal Heimweh nach deutschem Brot oder einer richtig guten Bratwurst! Aber auch ein anderes wichtiges Thema möchte ich noch ansprechen: Wir sind auch dafür da, deutschen Unternehmen im Ausland zu helfen. Zusammen mit der hiesigen Auslandshandelskammer beantworten wir Fragen, beraten bei der Geschäftsanbahnung und können oft auch direkt unterstützen, wenn es Probleme gibt. Auch diese trägt zur Lebensqualität der Deutschen im Ausland bei!

Honduras ist ein sehr armes Land. Wie kann die deutsche Botschaft mit Ihrer Arbeit auch zu Lebensqualität der Honduraner beitragen?

Honduras ist ein wichtiges Partnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Seit 1961 hat Deutschland insgesamt Mittel in Höhe von etwa 440 Mio. Euro für Projekte zur Verfügung gestellt. Wir unterstützen Honduras vor allem bei der Verbesserung des Bildungssystems und im Bereich Umwelt. Viele Schüler können jetzt zum Beispiel in besser ausgestatteten Schulen lernen. Ein ganz anderes Projekt: Kürzlich durfte ich den Grundstein für eine Biogasanlage legen, die mit deutscher Hilfe entstanden ist. Künftig wird so aus den Abfällen der Palmölproduktion einer lokalen Kollektive Energie entstehen.

Eine Übersicht über die Aufgaben der deutschen Auslandsvertretungen finden Sie auf den Seiten des Auswärtigen Amtes und als Video bei YouTube.

Kommentare: 2

  • Ehrlichkeit ist auch wichtig bei der Darstellung von Deutschland im Ausland, es gibt da nicht nur bekannte schöne, bequeme und entspannende Seiten, man sollte auch darlegen, dass es im reichen Deutschland schon lange auch Millionen Menschen, auch Kinder gibt, denen es nicht so gut geht, die nicht auf der Sonnenseite der Gesellschaft leben können. Es gibt viele, zu viele Kinder und Familien in Not, mit finanziellen Existenzängsten und Sorgen. Deutschland ist wirklich kein Schlaraffenland. Das deutsche, nicht unbedingt gerechte, Sozialsystem hat seine Grenzen anscheinend gefunden. Gruß- Uwe

  • Wichtig ist, dass die Diplomaten im Ausland ein realistisches Bild von Deutschland und der EU vermitteln, alles tun, um rosarote Gedanken bei Menschen gerade in Afrika u.a. Fluchtregionen in Sachen "Ab nach Deutschland..." vermeiden. Man muss sachlich auch die Grenzen Deutschlands darstellen, was haben wir geleistet und was können wir leisten. Da wäre ein Einwanderungsgesetz schon hilfreich. Die deutschen Stellen im Ausland müssen mehr tun und vermitteln, wie man Fluchtursachen vermeiden oder vermindern kann , vor Ort müssen mehr Maßnahmen und Projekte greifen. Man sollte auch zwischen verfeindeten Volksgruppen vermitteln, hier muss man ansetzen. Entwicklungs- Wirtschaftshilfe und Außenpolitik müssen besser miteinander abgestimmt sein und wirken. Gruß- Uwe